Groß Rhode      

10 Tetzelstein

Tetzelstein 

 

In Richtung Königslutter fahrend entdecken nach wenigen Metern auf der rechten Seite einen großen Wanderparkplatz, von dem wir mit wenigen Schritten zum Tetzelstein und der Waldgaststätte gelangen.

 

 

  1. Der Tetzelstein, Sage oder Wahrheit?

 

 

1935 wurde der Tetzelstein umgesetzt und befindet sich links neben der 2004 aufgestellten Erläuterungstafel.Einer Flurkarte aus dem Jahr 1771 kann man entnehmen, dass das Gebiet rund um den sagenumwobenen Tetzelstein zu jener Zeit ähnlich der noch heute freien Fläche bei dem Försterhaus Groß Rode unbewaldet war und überwiegend als Weideland genutzt wurde.
Die wahrscheinlich erste urkundliche Erwähnung des Tetzelsteins, zu dieser Zeit noch als „Stein auf dem Großen Rode“ bekannt, erfolgte 1676.

 

Der Tetzelstein steht links nur wenige Meter vor der Gaststätte, versteckt hinter einer Hainbuchenhecke.

 

Zuvor befand er sich inmitten der Rasenfläche vor dem 1846 von dem Braunschweiger Oberhofmarschall von Lübeck errichteten acht Meter hohen Denkmal, das bisher von vielen Besuchern fälschlicherweise als Tetzelstein angesehen wurde und folgende Inschrift trägt:

 

In dieser jetzt soviel bewegten Zeit,Abbildung des Denkmals mit dem noch davor befindlichen Tetzelstein auf einer 1898 gelaufenen Postkarte

die wir mit jener wohl vergleichen mögen,

in welcher Luther lebte, lehrte, schuf,

wollt ich der wohlbekannten kühnen That,

des Ritters Hagen, der dem Tetzel hier

den reichgefüllten Ablasskasten leerte,

nachdem ihm Ablass ward, ein Denkmal weih´n,

wie es ein schlichter Stein nicht immer kann.

Nur darum hielt ich den Gedanken fest

und schuf in dieser Waldes-Einsamkeit

der That dies Denkmal neben jenem Stein,

der drei Jahrhunderte die Stelle wahrte,

die gutgekannt im Volkesmunde blieb.

Denn jedes Kind zeigt gern dem Wandersmann,

wo Tetzel um den Ablassschatz gekommen.

 

 

Am 09. August 2004 wurde die Erläuterungstafel angebracht.

Doch die am 09. August 2004 dank dem Eigentümer und Wirt der GaststWolfenbütteler Schaufenster am 26.8.2004: "Vor der gelungenen Informationstafel sind Jürgen Mewes (l.) und Thomas Heldt (Anm.: Eigentümer und Wirt der Gaststätte) zu sehen." Foto: Bernd-Uwe Meyerätte, Herrn Heldt , und der Brauerei Wolters, Braunschweig, rechts neben dem Tetzelstein aufgestellte, von Jürgen Mewes (links) text- und bildlich gestaltete Erläuterungstafel soll auch dazu beitragen, dass die Verwechslung des Tetzelsteins mit dem Denkmal ausgeräumt wird.

 

 

1935 wurde der Stein von dem Landesarchäologen Professor Hofmeister ausgegraben und an den jetzigen Standort versetzt.

 

Bei der Ausgrabung fand man unter ihm Scherben von Bierflaschen und anderen Gläsern. Ein Zeichen dafür, dass er ursprünglich an einem anderen Ort gestanden haben muss. Seine damalige Umsetzung erfolgte wahrscheinlich 1839 im Zusammenhang mit der Fahrbarmachung des Hagenwages (jetzt Tetzelweg).

 Das Kreuz auf dem Tetzelstein

Hofmeister hat den Stein also 1935 wieder an den von ihm  vermuteten alten Platz zurückversetzt. Auf den rechts abgebildeten, im Jahr 1939 versandten Ansichtskarten sehen wir den Stein unmittelbar nach der Umsetzung an seinem jetzigen und höchstwahrscheinlich vorherigAnfangs waren der Stein und die Hainbuchenhecke noch durch einen Zaun gesichert.en Standort.

 

Der Stein weist unter seiner Spitze ein Kreuz auf. Derartige Steine wurden früher an Stellen aufgestellt, wo ein Mensch ermordet oder tödlich verunglückt war. Ähnliche Steine befinden sich  in dem Waldgebiet nördlich von Groß Rhode.

 

Im Jahr 1920 (Foto rechts) ist der Tetzelstein noch an seinem vorherigen Standort zu sehen. Das ihn damals umgebende Gitter wurde 1856 errichtet.

 

Die wahrscheinlich willkürlich ins Braunschweigische verlegte Sage hat zum Inhalt, dass um 1518 „unter diesem Stein ein AblasspredigerDer Überfall auf Tetzel im Jahr 1518 begraben sein soll. Dieser hatte sollen nach Königslutter reisen, ein Edelmann aus Küblingen (Anm.: heute Ortsteil von Schöppenstedt), zuvor ADer Tetzelstein stand bis 1935 vor dem Denkmal.blass auf eine vornehmen wollende Mordtat von ihm gekauft, hatte ihn daselbst erschossen und beraubt: So sagt man.“ Mit diesen Worten beschrieb ein Pfarrer aus Sambleben im 18. Jahrhundert das grausige Geschehen.

 

In Anlehnung an diese Aufzeichnungen haben wir hier das grausige Geschehen in einem eigenen, und wie viele Besucher unserer Seite schon behaupten, schon fast filmreifen Beitrag dargestellt. Doch lesen Sie selbst!

 

Die Kleine Bühne Wolfenbüttel und Mitglieder der Schöppenstedter Bürgerwehr haben inzwischen das von uns geschriebene Geschehen als Schauspiel in Schöppenstedt aufgeführt. Es wurde von uns gefilmt und bei Youtube eingestellt.

 

Zu unserem Video das "Grausige Geschehen"

 

 

Bereits um 1500 wurde eine ähnliche Anekdote aus Italien überliefert und von dem angeblich nicht sehr glaubwürdigen Lehrer Peter Hafftiz  (1530-1600) aus Berlin wahrscheinlich übernommen und in den Elm verlegt.

 

Wilhelm Bode, 1825-1848 Stadtdirektor von Braunschweig, der sich sehr mit der Braunschweiger Geschichte beschäftigte, wandelte später die Sage aufgrund der zu seiner Zeit geltenden humanitären Strömungen mildernd ab.  Diese besagt nun, dass ein Ritter Hagen vom Hagenhof bei Königslutter  den Ablassprediger Tetzel nach vorherigem Ablasskauf nur gezüchtigt und den in einem aus Eichenholz gefertigten Kasten verwahrten Ablassschatz dem Volke zugeteilt hat.

 

Über den Namen des Täters herrschte also keine Einigkeit. Für den einen war es ein Edelmann aus Küblingen, für den anderen Ritter Hagen. Aber auch von einem Schlachtergesellen war die Rede.

 

Der im Denkmal zu findende Text der Beschreibung des Überfalls bezieht sich auf die Ausarbeitung von Wilhelm Bode (siehe oben)

 

Doch wer war Johann Tetzel? Der Dominikanermönch wurde um 1465 in Pirna geboren undTetzel, der Ablassprediger ab 1504 als Ablassprediger in verschiedenen deutschen Ländern eingesetzt. 1517 ernannte ihn Erzbischof Albrecht II. von Mainz und Magdeburg zum Subkommissar für den Ablasshandel der Kirchenprovinz Magdeburg. Entgegen der Beichte vor einem Priester konnte der „Sünder“ die Strafe durch Kauf eines Ablassbriefes tilgen. Kirchenraub und Meineid wurden gegen Zahlung von 9 Dukaten und ein Mord bereits für 8 Dukaten vergeben. Die Hälfte der Einnahmen diente dem Bau der Peterskirche in Rom, während die andere sich der Erzbischof Albrecht II. und der Ablassprediger teilten. Der Bischof benötigte die Einkünfte, um seine gegenüber den Fuggern aufgelaufenen Schulden abzuzahlen.

 

Martin Luther prangerte diesen seiner Meinung nach schändlichen Ablasshandel an, da dieser seine Vorstellung von einem sündigen Menschen , der sich wegen schlimmer Taten einem Leben der Demut unterwirft, geradezu verhöhnte. Es war der Beginn der Reformation.

 

Tetzelkasten im Städtischen Museum BraunschweigEiner der bisher gefunden Tetzelkästen (Abbildung links), in denen die Bußgelder verwahrt wurden, befindet sich im Städtischen Museum Braunschweig, Altstadtrathaus. Dieser entstammt der Peterskapelle des Schlosses Süpplingenburg und hat eine Größe von 40,7 x 82,5 x 47,5 cm.  Er ist mit breiten Eisenblechen beschlagen und besitzt seitlich zwei Tragegriffe. Auf der Vorderseite waren drei Schlösser angebracht, deren Öffnung wahrscheinlich nur der römischen Kurie, den Fuggern und Erzbischof Albrecht II. vorbehalten waren.

 

Aber derartige „Tetzelkästen“ befanden sich auch in der Kirche von Küblingen (1777 erwähnt) und der Stiftskirche von Königslutter sowie an vielen anderen Orten Mitteldeutschlands.

 

Ganz zufällig entdeckten wir aber auch noch diese Kassette in der Tetzelkasten in der Pastoratskirche in FlechtingenPastoratskirche von Flechtingen (Tour 4, Punkt 5). 1517 hat auch hier der Herr des dortigen Schlosses, Barward von Schenck, dem Johan Dietz, genannt Tetzel, im Walbecker Forst auf die gleiche Weise wie der Ritter Hagen oder auch andere im Elm das Geld abgenommen. Von dem erbeuten Geld ließ er die Kirche erbauen, „die noch heute steht.“

 

Eine derartige Erzählung ist aber auch aus Jüterbog (Brandenburg) überliefert. In den Mordbergen bei Holbeck soll der Ritter Hans von Haake Tetzel überfallen und ausgeraubt haben.

 

 

Übrigens: Tetzel verstarb am 11. 08. 1519 in Leipzig eines natürlichen Todes.

 

 

Dem Tetzelstein wurde aber auch noch eine andere Bedeutung beigemessen. Frühgeschichtlich soll es sich um eine alte Kultstätte gehandelt haben.

 

Kampf des Ritters mit dem LindwurmNach einer alten Sage kämpfte hier ein Ritter als Verkörperung des Lichtes siegreich gegen die Dunkelheit. Die Dunkelheit wurde als Lindwurm dargestellt.

Und dieser Kampf wird auf den in der Umgebung des Steins stehenden von dem Steinmetz Theo Schmidt-Reindahl um 1940 kunstvoll geschnitzten drei Holztafeln dargestellt. Schmidt-Reindahl schuf um 1930 auch das Till-Eulenspiegel-Denkmal in Kneitlingen.

 

Auf dem Zugang vom Parkplatz zum Restaurant entdecken wir links einen leider vermodernden Baumstamm, kunstvoll zu einem Lindwurm (Drachen), umgestaltet, geschaffen in Erinnerung Kunstvoll wurde aus einem Baumstamm ein Lindwurm geschnitzt, der jetzt leider vermodert.an die Sage. Auf die Frage, wer ihn ehemals geschaffen hat, teilte uns im August 2014 Herr Ekkehard Boese mit, dass der ursprünglich, wie auf dem seinen Erläuterungen beigefügtem Foto zu sehen, deutlich längere Lindwurm auf Initiative und Anweisung seines Vaters Günter Boese, damals Revierförster in Langeleben, von Waldarbeitern, hauptsächlich mit der Motorsäge, gestaltet worden ist.

 

 

Der Lindwurm war Teil eines zur gleichen Zeit von den gleichen Personen am gleichen Ort geschaffenen hölzernen Erlebnisensembles, welches auch eine "Burg" (siehe Foto) und ähnliche "ritteraffine" Konstruktionen umfasste. Die Waldgaststätte wurde damals von der Familie Jahn betrieben.

 

Zur Zeit der Lindwurmentstehung, etwa Mitte der 1970ger Jahre, wurde der Tetzelstein von damals noch häufiger als heute vorkommenden Kindern und Jugendlichen besucht, die auf Lindwurm und Burg herumturnten, während sich ihre Eltern in der Gaststätte labten.
 

Quelle: Außer eigenen Recherchen, der Sammlung zahleicher Postkarten wurden viele der in der Beschreibung des Tetzelsteins aufgeführten Daten und Annahmen dem Buch „Der Elm“, 1962, von Heinz Röhr entnommen.  

 

Informationen zu Sühnekreuzen, Steinkreuzen, Kreuzsteinen sowie Mord- und Denksteinen unter http://www.suehnekreuz.de.

 

 

 

 

 

  2. Von einer "Bretterbude" und einem "Zelt" zur heutigen Waldgaststätte



Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurden der Tetzelstein und das ihn umgebende Gebiet offensichtlich mehr und mehr von Wanderern aufgesucht. Der Amtszimmermeister Singelmann stellte 1878 in weiser Voraussicht auf die wachsende Besucherzahl den Antrag auf Errichtung eines Gast- und Kurhauses hier mitten im Elm. Doch dieser wurde mit der Begründung, die Wald- und Steinbrucharbeiter könnten zu Trunk- und Zechgelagen Gelegenheit finden und somit von ihrer Arbeit abgehalten werden, abgelehnt.


Doch einige Jahre später machte es der Gastwirt Theodor Plomann aus Schöppenstedt etwas geschickter. Er wich von dem ursprünglichen Plan eines Großprojektes ab und bat um Genehmigung für die Aufstellung eines kleinen, transportablen Kiosks. Nach eingehender Beratung wurde ihm von der Herzoglichen Kammer die Zustimmung erteilt. Allerdings mit der Auflage, dass er nur von Mai bis Oktober stehen dürfe. Zudem wurde ihm untersagt, den in der Nähe arbeitenden Wald-, Wege- und Steinbrucharbeitern zu Gelagen alkoholische Getränke zu verabreichen.

 

Und somit begann alles im Jahr 1884 mit einer bescheidenen, von den Gästen etwas verächtlich benannten „Bretterbude“.
 

Es war nur ein unscheinbares Verkaufshäuschen. Primitive Tische und Bänke dienten der Bewirtung der wenigen Gäste. Die zur selben Zeit beginnende Aufforstung der bisherigen Freifläche rings um den Tetzelstein sorgte trotz der vorgenannten Verbote sicherlich für weitere Kundschaft.
Bedingt durch die allmähliche Zunahme des den Elm durchquerenden Verkehrs und der 1866 gegründeten und ab 1887 „für alle Zeiten“ am Tetzelstein stattfinden Elm-Bergturnfeste verwandelte Herr Plomann die „Bretterbude“ in einen großen Schuppen mit Fenstern und einem wetterfesten Holzdach. Der hintere Bereich wurde als Schlafgemach für ihn und seine Frau „Jettchen“ eingerichtet und mit einem Vorhang vom Gästebereich abgetrennt. Dort verbrachten sie die Nächte in einem „zweischläfrigen Bett mit rotweiß gewürfelten Bezügen“. Und somit wurde aus der Bretterbude wegen des Vorhanges ein „Zelt“.

Denn so benannten die Gäste scherzhaft das neue Gasthaus. Und nur kurze Zeit später wurde das Anwesen mit einem Vorratskeller ausgestattet. Offen ist, ob Plomann für diese nicht der Auflage entsprechenden umfangreichen Baumaßnahmen Genehmigungen eingeholt hat.
Doch nur wenige Jahre später wechselte im Jahr 1891 der Besitz an den Gastwirt Westerwald aus Lichtenberg.
Und als erstes erbaute dieser einen neuen Keller, da der bisherige eingestürzt war.
Bereits 1893 stellte er einen Antrag auf Errichtung eines „richtigen“ Gast-hauses, der jedoch wiederum abgelehnt wurde, „da es der Herzoglichen Forstverwaltung zuwiderläuft, die Hebung des dortigen Wagenverkehrs zu fördern“.

Doch mit vehementer Unterstützung des Herzoglich Braunschweigischen Forstmeisters Eduard von Schütz aus der nahe gelegenen Försterei Groß Rode wurde die Ablehnung schon ein Jahr später aufgehoben. Westerwald erhielt die Genehmigung zum Bau eines einfachen Wohnhauses mit Stall unter Benutzung des vorhandenen Kellers. Denn des Forstmeisters Begründung, „den Bewohnern der Försterei muss es möglich sein, menschliche Hilfe in Notfällen zu erreichen“, überzeugte schließlich die Verantwortlichen der Forstverwaltung von der Notwendigkeit des Vorhandenseins eines ganzjährig betriebenen Wirtshauses an dieser Stelle.

Auf dieser im Jahr 1903 gelaufenen Ansichtskarte sieht man die ersten Ergebnisse der ab 1884 begonnenen Aufforstung.

Und somit wurde 1894 in Erweiterung der Gaststätte ein zusätzliches Haus im „elegantesten Schweizer Stil“ mit einer Glasveranda erbaut. Für die meistens mit Fuhrwerken anreisenden Gäste wurden zudem noch ein Stallgebäude erstellt und ein Raum zum Ausspannen der Pferde geschaffen. Das Dachgeschoss des Hauses beinhaltete zwei Gästezimmer, die jedoch heute nur noch privat genutzt werden. Und von Anbeginn holte sich dort Forstmeister Schütz aufgrund wahrscheinlicher Notfälle fast täglich ab 18:00 Uhr menschliche Hilfe. Zusammen mit seiner Hausdame, Forstaspiranten und Bekannten trank er genüsslich „auf dem Tetzel“ im Schein der Petroleumlampen seinen Dämmerschoppen.

Und der gute Forstmeister Schütz, mit dessen tatkräftiger Unterstützung endlich ein den höheren Ansprüchen genügendes Gasthaus errichtet wurde, ruht seit 1918 nicht weit entfernt in seinem Elm. Dem Parkplatz gegenüber führt ein Zielweg Richtung Reitling. Nach 200 Metern findet man auf der linken Seite seine Ruhestätte mit dem markanten Grabstein.


Bereits in dem Heimatkalender 1961 wurde von einer Tochter der Familie Breustedt aus Schöppenstedt erwähnt, dass ihre Eltern 1898 die Gebäude und das Geschäft erwarben.

Grund und Boden blieben in dem Besitz der Forst und mussten von den Besitzern der Gaststätte gepachtet werden. Eine für den Gastwirt nachteilige Lösung, da ihm somit die Aufnahme einer Hypothek für Erweiterungsmaßnahmen nicht möglich war.
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Das anfangs noch bei Massenverkehr genutzte „Zelt“ wurde wenige Jahre nach 1900 auf Rollen nach hinten versetzt und dort zur Aufbewahrung von Holz und anderen Dingen verwendet. An den Ursprung der Gaststätte erinnert daher leider nur noch das Fundament. Nach dem Tod Breustedts bewirtete dessen Frau weiterhin ihre vielen Gäste. Aber wegen der zu hohen körperlichen Belastung verkaufte sie es um 1908 schweren Herzens an Herrn Carl Böker von der Gaststätte Reitling.

1928 wurden die Petroleumlampen gegen eine elektrische Beleuchtung ausgetauscht. 1935 wurde der Tetzelstein von dem Landesarchäologen Professor Hofmeister an seinen heutigen und den von ihm vermuteten ursprünglichen Standort versetzt. Im selben Jahr wurde der 1700 qm große Parkplatz für 60 bis 70 Fahrzeuge ausgebaut. Nachdem über viele Jahrzehnte Carl Böker, Karla Böker und H.A. Jahns mit großem Erfolg die Gaststätte weitergeführt hatten, erfüllte sich Herr Thomas Heldt einen Kindheitstraum und kaufte 1997 das gesamte Anwesen einschließlich Grund und Boden.
Unter seiner Regie als Wirt und Eigentümer hat sich die Waldgaststätte auch weiterhin zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Elm entwickelt.
1894 wurde die Gaststätte im" elegantesten Schweizer Stil" erbaut. Zuvor existierte nur der rechte Anbau, das so genannte Zelt.

Unser rechtes Bild entstammt  einer im Jahr 1898 gelaufenen Postkarte. Die zuvor erwähnte Bude, hier rechts neben dem heutigen Gaststhaus als Anbau zu sehen, diente auch weiter Jahre als Ausschankstätte. Später auch scherzhaft das "Zelt" genannt, da sie des Nachts mit einer Plane verschlossen wurde und den Wirtsleuten als Schlafgemach diente.

 

 

Der Postkasten wurde wahrscheinlich zeitgleich mit der Errichtung der Waldgaststätte angebracht.

Eine Besonderheit ist der auf dem Ausschnitt einer im Jahr 1900 gelaufenen Postkarte deutlich zu erkennende Briefkasten inmitten des linken Bildes.

 

 

Seit mehr als 100 Jahren schluckt er hauptsächlich Ansichtskarten, die vom Tetzelstein in alle Welt verschickt werden. Im Zuge der zahlreichen Um- und Anbauten musste er häufig sDer mit der Erbauung der Gaststätte angebrachte Briefkasten erfüllt noch heute (2005) seinen Zweck.einen Platz wechseln.

 

 

 

Heute befindet er sich im Eingangsbereich zur Gaststätte und erfüllt noch immer seinen Zweck. Die Deutsche Post hat sich bereit erklärt, ihn trotz Verwendung eines gesonderten Schlüssels auch weiterhin (Stand 2005) zu leeren. Hoffen wir, das es so bleibt!

 

 

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, „die Wald- und Steinbrucharbeiter könnten zu Trunk- und Zechgelagen Gelegenheit finden“, konnte 1894 die Errichtung des heutigen Gasthauses im "elegantesten Schweizer Stil" mit Unterstützung des Herzoglich Braunschweigischen Forstmeisters Eduard von Schütz (17.03.1848 bis 23.03.1918) aus Groß Rhode errichtet  werden.

Eine der  Begründungen: “Den Einwohnern der Försterei muss es möglich sein, menschliche Hilfe in Notfällen zu erreichen.“

 

Grabstein des Forstmeisters Schütz

Und der gute Forstmeister ruht heute in seinem Elm, zwischen seinen Bäumen, beäugt von Rehen und Wildschweinen, nicht weit von „seiner“ Gaststätte entfernt. Dem Parkplatz gegenüber führt ein „Zielweg“ Richtung Reitling.

 

Nach nur 200 Metern finden wir auf der linken Seite das Grab mit einem markanten Grabstein. Beide haben sich der Farbe des Waldes angepasst und sind besonders im Herbst schwer zu finden. Hier kann man sich schon wohl fühlen, auch wenn man tot ist.

 

 

 

Heute (Stand 2005) befindet sich der Kiosk ca. 10 Meter hinter der Erläuterungstafel.

 

 

Ursprünglich befand sich etwa 10 Meter nördlich des Denkmals noch der hier abgebildete Kiosk, wahrscheinlich aufgestellt um 1920. Diesen wohl ältesten seiner Art, zumindest in Niedersachsen, finden wir heute links neben den Volieren. Vielleicht findet er ja noch eines Tages zu seiner Bestimmung zurück. So wie das gesamte Areal wurde er 2002 unter Denkmalschutz gestellt.


 

Übrigens, die Waldgaststätte Tetzelstein mit ihrem schönen Außenbereich hat eine empfehlenswerte Küche und bietet sich auch an für Betriebsausflüge und Familienfeiern. Warmes Essen gibt es während der gesamten Öffnungszeit. Lecker ist auch der selbstgebackene Kuchen. Auf diesem Foto aus dem Jahr 1928 war anlässlich einer Siegerehrung beim Elmturnfest der Kiosk noch deutlich zu erkennen.

         .Gaststätte, rechts am Bildrand das Denkmal

 

Kein Ruhetag / Geöffnet ab 10:00 Uhr / Telefon: 05332 / 13 69

 

 

 

 

 

 

 

Seit Sommer 2007 gibt die Waldgaststätte Tetzelstein jährlich im Frühjahr und Sommer Hauszeitungen, die sich mit geschichtlichen und kulturellen Ereignissen rund um den Elm beschäftigt, mit einer Auflage von jeweils 4.000 Stück heraus. Unsere kostenlose Mitarbeit besteht aus der redaktionellen Aufsicht und Gestaltung der Zeitung. Die bisherigen Ausgaben können Sie als PDF-Dateien in aufgrund der Dateigröße erforderlicher und daher leider etwas eingeschränkter e-book-Qualität lesen und herunterladen. Bisher machen jährlich ca. 12.000 Besucher davon Gebrauch, Tendenz steigend.

 

 

 

 

 

  3. Das Elm - Bergturnfest

 

1866 wurde das erste Elm-Bergturnfest im Reitling durchgeführt. Ab 1887 ist als AustraguElmturnfest: Die "100-Meter-Laufbahn" (Stand 2005)ngsort „für alle Zeiten“ der Tetzelstein festgelegt worden und ist auch heute noch ein wahres Volksfest. Und möge es auch so bleiben!

 

 

 

Auf dem linken Foto sehen wir die "100-Meter-Laufbahn". Sie ist über einen links neben dem Tetzeldenkmal beginnenden schmalen Pfad zu erreichen

 

 

Einem Sieger wurde am 06. August 1911 dieses Fahnenband mit der Inschrift "Volkswetturnen auf dem Elm. Sieger im Wetturnen" überreicht.

Fahnenband für den Sieger beim Elmturnfest am 06.08.1911 mit der Inschrift "Volkswetturnen auf dem Elm. Sieger im Wetturnen."

 

 

 

Es ist nach Oberursel am Fuße des Taunus das zweitälteste Bergturnfest in Deutschland. Dem Begründer Sanitätsrat Dr. med. G. Mack wurde am 8. August 1926 das südlich des Rondells zu findende Denkmal (siehe oben rechts) gesetzt.

 

 

 

Der Tetzelstein

Ergänzende Beiträge aus der von uns redaktionell bearbeiteten Hauszeitung der Waldgaststätte Tetzelstein im Elm als PDF-Dateien

Zeitung Nr. 4, Seite 1

125 Jahre Waldgaststätte Tetzelstein

Zeitung Nr. 7, Seite 1 Das Denkmal am Tetzelstein
Zeitung Nr. 1, Seite 1 Das grausige Geschehen am Tetzelsten
Zeitung Nr. 6, Seite 1 Der Kräutergarten am Tetzelstein
Zeitung Nr. 3, Seite 1 Der Tetzelstein - Sage oder Wahrheit
Zeitung Nr. 5, Seite 5 Der Überfall auf Ablasshändler Tetzel als Schauspiel
Zeitung Nr. 9, Seite 3 Die Judenbuche beim Tetzelstein
Zeitung Nr. 5, Seite 22 Die Ulme am Tetzelstein
Zeitung Nr. 7, Seite 19 Die Zwergbuche im Elm
Zeitung Nr. 8, Seite 1 Ehemalige Zufahrt zur Gaststätte
Zeitung Nr. 4, Seite 5 Elm-Bergturnfest am Tetzelstein
Zeitung Nr. 8, Seite 3 Es sollte ein schöner Abend werden (Opitz)
Zeitung Nr. 2, Seite9 Hoch zu Ross zum Braunkohlessen
Zeitung Nr. 10, Seite3 Tetzelstein - Rundweg
Zeitung Nr. 2, Seite18 Till trifft Tetzel - Eulenspiegel-Rundwanderweg
Zeitung Nr. 5, Seite1 Wegweiser zum Tetzelstein von Theo Schmidt-Reindahl

 

 

 

 

 

zum Inhaltsverzeichnis Tour 1

   

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