Kueblingen    

2 Hessen 

 

Gedenkstätte hinter Mattierzoll

Hessen 

Beobachtungsturm auf dem Gebiet der ehemaligen DDR

In Richtung Süden über Uehrde und Winnigstedt fahrend erreichen wir Mattierzoll.

 

Der dortigen, hinter dem Ort  gelegenen Gedenkstätte an die ehemalige deutsch-deutsche Grenze sollten wir einen Besuch abstatten.

 

Ein Informationspavillon, Teile des Grenzzaunes und ein Beobachtungsturm erinnern an die mit Gründung der DDR im Jahr 1949 beginnende und bis 1990 dauernde Teilung Deutschlands in zwei Staaten. 

 

Durch diese Öffnung im Grenzzaun wurden aus der DDR Spione in die BRD eingeschleust.

Durch eine in Bodennähe im Grenzzaun angebrachte rechteckige Öffnung (Foto links) wurden Spione aus der DDR in die BRD eingeschleust.

 

Auf unserer Weiterfahrt durchqueren wir auf dem so genannten Hessendamm, 1343 von den Braunschweiger Herzögen als damalige Besitzer erbaut, das sich von Oschersleben im Osten bis Hornburg im Westen über 45 Kilometer erstreckende und bis zu vier km breite moorige „Große Bruch“; ein Urstromtal am Südrande des zurückweichenden Gletschers während der Saale-Eiszeit(1).

 

Durch langandauernde Überflutung und Versumpfung kam es im Laufe vieler Jahrhunderte zur Ablagerung schlecht zersetzter Bestandteile von Sumpfpflanzen und somit zur Bildung eines Moorgebietes.

Zwecks Trockenlegung und Nutzung des Gebietes als Weideland kam es im 18. Jahrhundert zum Bau des „Schiffgrabens“. Dieser diente bis zu seinem Verfall zugleich auch als Weg für den Transport von Sandsteinen des Heesebergs

 

Heute ist das sich von Oschersleben bis Hornhausen erstreckende Areal mit einer Größe von ca. 800 ha Landschaftsschutzgebiet mit einer reizvollen Flora und Fauna. Zu seinen Wintergästen zählt u.a. der Eisvogel. Und auch die Störche haben hier ihr Brutgebiet.

 

 

Der dreißig Meter hohe westliche Bergfried

Der Ort Hessen wurde 966 erstmals urkundlich in einer Schenkungsurkunde Kaiser Otto I. erwähnt.

 

Das genaue Baujahr der mitten im Ort gelegenen ehemaligen Wasserburg ist unbekannt. Sicher ist dagegen, dass sie mit der Nennung einer Familie „von Hessen“ als Besitzer der Burg bereits im Jahre 1129 bestanden haben muss.

 

1313 übernahmen die Grafen Albrecht II. und Bernhard von Regenstein die Burg als Pfandbesitzer und veräußerten 1343 das Anwesen für 500 Silbermark an die Herzöge von Braunschweig.

 

1355 übergaben die Herzöge die Hessener Burg als Pfandbesitz an die Stadt Braunschweig. Zeitgleich erfolgt die erstmalige urkundliche Erwähnung eines Bergfrieds.Der östliche Bergfried mit den  Resten der ehemaligen Wasserburg

 

Von 1335 bis zur Rückgabe im Jahre 1408 an die Braunschweiger Herzöge diente die Burg als Stützpunkt zur Verteidigung der Handelsstraße von Halberstadt nach Braunschweig. Mit Übernahme der Burg wurde sie sogleich an den Adel weiterverpachtet.

 

Von 1535 bis 1538 lässt der Pächter Kurt von Schulenburg das Schloss umbauen. Anstelle eines "alten Hauses" wird ein neues mit Wendeltreppe und Hofstube errichtet.

 

1551 vertreibt Herzog Heinrich d.J. gewaltsam den letzten Pächter der Burg Ulrich von Regenstein.

 

1562 erhielt Kronprinz Julius von Braunschweig-Lüneburg von seinem Vater die Burg Hessen als Wohnsitz und ließ sie von dem Architekten Paul Francke zu einem Schloss im Renaissance–Stil(2) umbauen. 1563 wurde der Westflügel mit dem Treppenturm errichtet.Die Aussicht auf das Schloss von einem Teilbereich des ehemaligen Lustgartens

 

Paul Francke wurde bekannt als Baumeister der Hauptkirche Beatae Virginis in Wolfenbüttel und des Universitätsgebäudes Juleum in Helmstedt.

 

Nach dem Tod des Kronprinzen diente das Schloss ab 1589  bis 1602 seiner Frau Hedwig, geb. von Brandenburg, als Witwensitz.

 

1604 wurde das Anwesen der Herzogin Elisabeth, geb. von Dänemark, Frau seines verstorbenen Sohnes Heinrich Julius,  gleichfalls als Witwensitz zugesprochen.

 

Das 1628 und 1641 während des 30jährigen Kriege (1618 bis 1648) verwüstete Schloss wurde 1654 durch Herzog August d.J. wieder instand gesetzt.

 

Aber nach Ende seiner Regierungszeit im Jahre 1666 verblieb das Schloss unbewohnt und verfiel. Das kostbare Inventar der Schlosskirche stellte Herzog AuguSchloss "Hessem", Stich von Merian, um 1654st der neu erbauten Johanniskirche in Wolfenbüttel zur Verfügung, wo es sich auch heute noch befindet.

 

Ab 1755 wurde das Anwesen als Domäne genutzt. Zu dieser Zeit waren die es umgebenden Wassergräben noch vorhanden.

 

1950 wurden der Westflügel und in den 1970er Jahren der Nordflügel abgerissen.

 

Auf dem rechts abgebildeten Stich von Merian aus der Zeit um 1654 können wir die wirkliche Größe des ehemaligen Schlosses ausmachen.

 

In seiner Beschreibung des Schlosses in "Hessem" vermerkt Merian, dass es mit großen Unkosten zu einem fürstlichen Hoflager umgebaut wurde.

 

Zudem erwähnt Merian, dass ein kostbarer, großer Lustgarten zu sehen sei, in dem sich drei schöne Kunstbrunnen mit "Spritzkünsten" befänden.

 

Bereits um 1540 wurde von dem damaligen Pächter des Schlosses Kurt von  der Schulenburg der Lustgarten, höchstwahrscheinlich schon mit Laubengängen ausgestattet, angelegt. Auf Betreiben der Gattin  des damaligen Besitzers Kronprinz Julius von Braunschweig - Lüneburg, Hedwig, geb. von Brandenburg, wurden zahlreiche Pflanzen aus Frankreich, Holland, England und Dänenmark eingeführt und neben dem Lustgarten ein fast gleich großer Küchengarten angelegt.

 

Ab 1607 wurde der Garten von dem Meistergärtner Johann Royer künstlerisch durch Errichtung des so genannten Paradiesbrunnens, Steinskulpturen, Laubengängen und einer Orangerie im Barockstil umgestaltet. 1625 wurde ein zweiter Brunnen, der Lukreziabrunnen, errichtet.

 

Mit dem Tod der zu dieser Zeit das Schloss als Witwensitz bewohnenden Herzogin Elisabeth, geb. von Dänemark, wurden 1626 die Pflegemaßnahmen wahrscheinlich eingestellt.  Der Küchengarten war "wüst und leer".

 

1627 richteten Tillys kaiserliche Truppen während des 30jährigen Krieges weitere Schäden an. Der Paradiesbrunnen wurde stark beschädigt.

 

Doch der Meistergärtner Johann von Royer war weiterhin um den Erhalt des Gartens bemüht und versetzte ihn wieder in einen ansehnlichen Zustand. Eine Bestandsliste aus dem Jahr 1628 weist aus, dass zu dieser Zeit 195 Apfel-, 135 Birnen- und 14 Nussbäume auf dem Gartengelände aufzufinden waren.

 

Nach einer Aufzeichnung aus dem Jahr 1631 befand sich der Garten wieder durch Anpflanzung von Bäumen aus Nordamerika in einem ansehnlichen Zustand.

 

Nach dem Tod von Johann Royer übernahm 1650 dessen Sohn Maximilian die Verwaltung des Schlossgartens. Doch wegen des Mangels an  geeigneten Handwerkern wurden die Brunnen schadhaft, die vorhandenen Fischteiche wurden nicht mehr besetzt.

 

1695 übernahUralte Bäume zeugen noch von der Schönheit des ehemaligen Lustgartens.m der Amtmann Heiringk die Gartenpflege. Doch wegen der Erbauung des Lustschlosses in Salzdahlum wurden von  dem damaligen Besitzer Herzog Anton Ulrich keine Kosten mehr für die Unterhaltung des Gartens übernommen.

 

1726 wurde im Zuge von Rückbaumaßnahmen der Paradiesbrunnen abgebrochen.

 

Bis ca. 1828 wurde der Küchengarten in einen reinen Landschaftsgarten umgewandelt. Die Fischteiche und Burggräben wurden endgültig stillgelegt. Der ehemalige Lustgarten schrumpfte auf die Hälfte und wurde zu einem Gemüsegarten mit Obstbäumen.

 

Von 1875 bis 1945 verwaltete die Gärtnerfamilie Gustav Meier die Reste des einst so stolzen Anwesens.

 

Was ist geblieben (Stand 2007)? Noch einige der in der Gründerzeit gepflanzten Bäume und die Erinnerung an eine Zeit, als noch die Adligen unter Laubengängen durch den Lustgarten wandelten und sich am Plätschern der Brunnen erfreuten.

 

Rund 1700 Pflanzenarten waren hier einst vorzufinden. Auch sollen hier die ersten Kartoffeln im Braunschweiger Land in fünf Blumentöpfen gezogen worden sein.  Wenn auch nicht urkundlich belegt, eine durchaus glaubhafte Annahme. Die höchstwahrscheinlich aus den südamerikanischen Anden stammende Kartoffel wurde erstmals 1565 in Spanien 1647 in Bayern angepflanzt. Warum sollten sich nicht der rührige Meistergärtner Johann von Royer oder dessen Sohn Maximilian damit befasst haben?

 

Von der einst so stolzen Burg sind nur noch die beiden Bergfriede und die auf der östlichen Seite zu findenden Burgreste erhalten.

 

Erfreulich ist anzumerken, dass z. Zt. umfangreiche Restaurierungsarbeiten vorgenommen werden (Stand 2007), um dieses Stück Braunschweiger Geschichte der Nachwelt zu erhalten.         

 

Quelle der Ausführungen zu Schloss Hessen und dessen Lustgarten: Dissertation des Herrn Thomas Scheliga

 

(1) Saale-Eiszeit

Beginn vor 195.000 Jahren.

(2) Renaissance

 

(1500-1650). Von Italien ausgehender Baustil. Im Kirchenbau wird das Langhaus von einem Tonnengewölbe überspannt, getragen von durch Rundbögen verbundenen Pfeilern. Über dem lichtdurchfluteten Zentrum ruht eine große Kuppel. Beispielhaftes Muster für den Profanbau (Rathäuser, Burgen u.ä.) ist das Gewandhaus in Braunschweig.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde Hessen.

 

         

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Osterwieck    

    

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