Hessen    

3 Osterwieck

Osterwieck 

 

Von Hessen gelangen wir über Deersheim nach Osterwieck,  der schönsten Fachwerkstadt in Sachsen-Anhalt, gelegen an der alten Handelsstraße von Halberstadt nach Braunschweig. 1073 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.

 

In der historischen Altstadt finden wir ca. 400 Fachwerkhäuser, von denen über ca. 180Fachwerkstadt Osterwieck unter Denkmalschutz stehen.

 

 

Einleitend sei erwähnt, dass unsere Fotos fast ausschließlich keine Abbildungen der im nachstehenden Text erwähnten Fachwerkhäuser sind. Sie sollen lediglich dazu dienen, dem Besucher unserer Seite einen Gesamteindruck über die Besonderheit dieses Juwels im norddeutschen Raum zu geben.

 

Das älteste Haus wurde nach dendrologischen(1)  Berechnungen im Jahre 1453 erbaut.

 

Auf unserem Rundgang können wir die Entwicklung des Fachwerkbaues von der Gotik über den niedersächsischen Stil, die Renaissance bis zum Barock leicht verfolgen.

 

Entdecken Sie die malerischen Ecken dieser Stadt: Den Hagen mit dem Patrizierhaus (Hagen 8/9) oder schräg gegenüber das alte Diakonat (Hagen 45).

 

Das 1534 in der Schulzenstraße (Nr.8) erbaute Eulenspiegelhaus erhielt seinen Namen erhielt seinen Namen von den beiden Schnitzfiguren am Haus, dem bärtigen Mann mit überschäumenden Bierkrug und die natürlich dazugehörende Eule.

 

Die deutsche Wiedervereinigung war der entscheidende Faktor, der dem Verfall der kulturgeschichtlich wichtigen Häuser durch Einsatz großzügiger Zuwendung von Mitteln Einhalt gebot.

 

Aber es gibt noch viel zu tun.

Reizvoll ist jedoch, liebevoll restaurierte Häuser neben schon fast oder ganz verfallenen Gebäuden zu betrachten. So ergeben sich äußerst interessante Kontraste.Fachwerkstadt Osterwieck

 

Auf einem der zahlreichen Hinterhöfe entdeckten wir zufällig dieses Fachwerkhaus (Foto links unten) der besonderen Art. Ein Plumpsklo für ein 8 - Familienhaus.

 

Ob hier oftmals hitzige Debatten über die derzeitige politische Lage stattgefunden haben oder heftig über die unbeliebte Nachbarin gehechelt wurde ist nicht überliefert.

 

Ebensowenig ist bekannt, dass dort von "Ort zu Ort" die ersten zaghaften Liebeserklärungen ausgetauscht wurden.

 

 

Nicht versäumen sollten Sie, dem “Schäfers Hof” in der Kapellenstraße einen Besuch abzustatten.

Mit dem seltenen, zehneckigen Taubenturm in seiner Mitte ist es der einzige in mittelalterlicher Formerhaltene, geschlossene Ackerbürgerhof in Osterwieck.

Sie werden feststellen, dass sich das Anwesen nur unwesentlich gegenüber unserer Abbildung aus der Zeit um 1900 verändert hat.

 

Nach soviel Fachwerk sollte man aber nicht vergessen, die doppeltürmige Kirche St. Stephanie zu besichtigen.

 

Die Gründung in Form einer Holzkirche erfolgte um 780 durch Karl den Großen. Das Westportal mit seinen 2 Türmen stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eindeutig dem romanischen Stil zuzuordnen.

 

In ihrem Inneren finden wir eindrucksvolle Belege für die künstlerische Meisterschaft der Handwerker vergangener Tage.

  

Von den einst fünf Altären ist noch das auf 1484 datierte und auf einen romanischen Steinaltar gesetzte Altarretabel mit  zwei Flügeln vorhanden.

 

Der ursprünglich nur an hohen Festtagen geöffnete 1. Flügel ist mit kunstvoll geschnitzten Figuren ausgestattet. Im Schrein erblicken wir Christus und Maria als gekröntes Paar, umrandet von einem Wolkenkranz mit musizierenden Engeln. Seitlich des Paares stehen der heilige Stephanus und Johannes der Täufer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den Seitenflügeln finden wir die Heiligen Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Laurentius sowie die zwölf Apostel, während im unteren Bereich, der so genannten Predella,  geschnitzte Büsten weiblicher Heiliger, welche die in der Mitte dargestellte Maria mit ihrem Kind umrahmen.

 

Der 2. Flügel wird nur in der Passionszeit geöffnet. Auf ihm wird die Leidensgeschichte Christi durch 16 Bildfelder dargestellt.

 

Das an den Längsseiten des Chores befindliche Gestühl wurde um 1620 aufgestellt und um 1830 dunkel eingefärbt. Der Messingkronleuchter stammt vermutlich aus dem Jahr 1665.

 

 

Wahrscheinlich eine Arbeit von Glockengießern ist das in Form einer Glocke um 1300 geschaffene bronzene Taufbecken.


Der von Hieronymus Erleb im Jahr 1603 geschaffene
Kanzelkorb ist ein Kunstwerk der besonderen Art. In den Nischen stehen die vier Evangelisten und die Apostel Petrus, Jacobus, Andreas und Paulus.

 

Der über dem Korb schwebende Schalldeckel wird von fünf Engeln gekrönt, welche die Werkzeuge mit denen Christus gemartert wurde, tragen.

 

Den Korb trägt die wahrscheinlich erst später geschaffene Figur des heiligen Stephanus mit dem Stadtwappen von Osterwieck.

 

Die an der Ostwand befindliche „Gildenprieche“ ist ein um 1575 errichtetes Kirchengestühl für die ehemals in Osterwieck ansässigen sieben Gilden: die Gewandschneider, Bäcker, Schuster, Krämer, Fleischer, Schneider und Schmiede.

 

Unter den zahlreichen im Kirchenschiff zu findenden Epitaphen ist das nicht weit vom Eingang entfernte, farbig gefasste Lippolds VIII. von Rössing wohl auffälligste, geschaffen von Jürgen Spinnrad. Rössing (1495 bis 1568) war Erbmarschall des Hochstifts Halberstadt.

 

 

An ein tragisches Geschehen erinnert das an der Südwand angebrachte Epitaph des Hans Röver, der am 16.10.1599 ermordet wurde.

 

 

Die Orgelempore mit den zahlreichen Schnitzereien stammt aus den 17. Jahrhundert. Die vom Halberstädter Orgelbaumeister Carl Voigt 1866/67 eingebaute Orgel wurde denkmalgerecht restauriert, so dass die frühromantische Klangfarbe erhalten blieb.

 

 

(1) Dendrologisch

Gehölzkundlich.

 

Weitere Informationen zu Osterwieck finden Sie auf der Seite dieser besuchenswerten Stadt.

 

 

         

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Zilly    

    

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