Hamersleben
Wir verlassen nun die B 81 in nördlicher Richtung und gelangen über Nienhagen, Schwanebeck und Neuwegersleben nach Hamersleben.
Der Ort wurde urkundlich erstmals 1021 erwähnt worden.
Um 1107 wurde durch Bischof Reinhard von Halberstadt in Osterwieck ein Augustiner-Chorherren-Stift(1) gegründet.
Aber bereits 1109 oder 1111 nach Hamersleben verlegt. Grund hierfür war die Bedingung der adeligen Damen Thietburg und Mechthild, Mutter und Tochter, ihre Güter und Einkünfte nur unter der Bedingung dem Bistum Halberstadt zu überlassen, wenn das Stift nach Hamersleben verlegt würde. Und so geschah es. Geld regierte schon damals die Welt. Da keine schriftlichen Unterlagen über die Entstehungszeit der ursprünglich rein romanischen(2) Stiftskirche St. Pankratius vorliegen, wird angenommen, dass mit dem Bau unmittelbar nach der Übersiedlung 1109 oder 1111 begonnen wurde. Während der Bauzeit verstarb 1115 die als Stifterin verehrte Mechthild und wurde in der Vierung beigesetzt.
Nach einer Zeit steten Aufblühens verfiel die Anlage im 14. Jahrhundert mehr und mehr.
Sie wurde geplündert oder Teile von ihr fielen Flammen zum Opfer.
Erst mit dem erneuten Aufschwung des Stiftes im 15. Jh. setzten größere Bauunternehmungen wieder ein, die aber vorerst nur die stark beschädigten Stiftsgebäude betrafen.
Mit der Vollendung der aus sorgfältig behauenen Sandsteinquadern errichteten Kirche begann man erst um 1500. Es wurden Rippengewölbe eingezogen, statt des bisherigen Westbaus setze man in die nunmehr geschlossene Wand das dreiteilige Maßwerkfenster ein und legte innen eine hölzerne Westempore vor. Im Zuge der Erneuerung des Dachwerkes erhielt die Kirche im Westen und Osten steilere Giebel. Zudem wurde die Sakristei verlängert und aufgestockt. Mit der 1512 erfolgten Erstellung der spitzen Turmhelme endeten die spätgotischen Baumaßnahmen.
Um 1680 , zur Zeit des Barock, wurde das Kircheninnere durch eine neue, den Raum beherrschende Ausstattung stark verändert. Die westliche Chorschranke wurde abgebrochen und in Verbindung mit einer neuen, leicht zurückgesetzten und den Blick zum Hochaltar freigebenden Abschrankung des Chors links und rechts ein Seitenaltar aufgestellt. Zu Beginn des 18. Jh. kam es schließlich zu jener durchgreifenden Umgestaltung des Klausurbaues, die bis heute das äußere Bild der Anlage bestimmt.
1804 wurde sie säkularisiert(3) und somit ging die Kirche in den Besitz der katholischen Gemeinde über und das Klostergut wurde eine königlich-preußische Domäne.
Zu den auffälligsten Besonderheiten der Innenausstattung gehören der Hochaltar, die mächtige Orgel und die zwölf überlebensgroßen Säulenheiligen.
Nördlich der Kirche befindet sich der Klosterpark, einer der ältesten im Bördekreis. Auf dem ca. 5 ha großen Gelände wurden vor langer Zeit seltene Baumarten, Sträucher und Gewächse angepflanzt.
1557 trat zum Zeitpunkt der Reformation die bäuerliche Bevölkerung Hamerslebens zum neuen Glauben über, so dass die bereits 1486 für sie errichtete Kapelle südlich der Stiftskirche künftig als evangelisches Gotteshaus diente. Am Platz der Kapelle steht heute die neuromanische Dorfkirche von 1903 mit dem schon 1889 erbauten Westturm.
Der etwas versteckte und schmale Eingang zum Klosterhof und somit zur St. Pankratiuskirche verbirgt sich in der Klostermauer, zu finden links neben der Erläuterungstafel. Und wenn Sie etwas Glück haben empfängt Sie, wie uns, der gern zu Erläuterungen bereite Herr Pfarrer mit seinem stolzen Pfauen, der sich krampfhaft bemüht, bei seinem Harem Eindruck zu machen.
Quelle: Schnell, Kunstführer Nr. 1906 (von 1991), 4. Auflage 2003
(1) Augustiner |
Zusammenfassende Bezeichnung für zahlreiche (männl. und weibl.) kath. Klostergenossenschaften, die nach der wohl auf Augustinus zurückgehenden Augustinusregel leben. Bedeutende deutsche Augustiner waren Luther, Abraham a Sancta Clara, G.)Mendel. |
(2) Romanik |
(1050-1230). Bauformen römischer, fränkisch-karolinischer, arabischer Herkunft. Halbkreisförmige Rundbogen. Große ebene Flächen. Dicke wehrhafte Mauern. |
(3) Säkularisierung |
Verweltlichung, Loslösung aus den Bindungen an die Kirche. |
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