Hamersleben   

11 Ausleben

 

 

Von der B 245 ostwärts in Bockwindmühle in AuslebenHamersleben abbiegend ist der nächstgelegene Ort Ausleben.

 Trogsche Mühle in Ausleben. Foto: Thorsten Neitzel

In dem Ausleben vorgelagerten Ortsteil Ottleben entdecken wir die Trogsche Mühle.

 

Bereits 1626 soll Ottleben im Zusammenhang mit Truppenbewegungen  im 30-jährigen Krieg erstmals als Mühlenstandort urkundlich erwähnt worden sein als einer der Soldaten mit dem Ausruf "Da...eine Windmühle!" sich dem Dorf näherte.

 

Bekannt ist, dass die Mühle 1848 wieder neu aufgebaut werden musste. Bei einem plötzlich aufkommenden Gewittersturm stand sie mit dem "Stert" verkehrt zum Wind und stürzte um.

 

Ob beim Wiederaufbau Teile der Bockwindmühle(1) aus dem Jahr 1626 verwendet wurden, könnte jedoch nur durch eine dendrochronologische Untersuchung des Bauholzes nachgewiesen werden. Auf jeden Fall handelt es sich bei der Verzimmerung des Mühlengebäudes mit Jungfernsäulen nur unterhalb der Diagonalstreben und Andreaskreuzen sowie den profilierten Knaggen der Eckstiele um einen sehr alten Bau. Denn später baute man durchgehende Jungfernsäulen und Diagonalstreben in jedem Stockwerk.

 

Troogsche Mühle in Ausleben, von SO. Foto: Thorsten NeitzelDoch der denkmalpflegerische Wert der Mühle erwächst aber nicht aus der frühen Erwähnung des Standortes, sondern vielmehr aus der authentisch und komplett funktionstüchtig erhaltenen mühlentechnische Einrichtung, schon allein der Walzenstuhl ist eine Rarität, aus dem 19. Jahrhundert.

 

Durch eigenes Verschulden verunglückte 1895 ein gewisser Robert Müller aus Ohrsleben (Lkr. Halberstadt) tödlich, als er beim Aufschütten von Getreide mit der offenen Jacke vom Kammrad erfasst und in das Stockgetriebe gezogen wurde. Der damalige Lehrling war anschließend "auf dem Kammrad gleichmäßig verteilt" gewesen.


Nach diesem blutrünstigen Unglücksfall hat man das Kammrad erneuert, und zwar 1896 (I1896 wurde das Kammrad nach dem "blutrünstigen Unfall" von Herrn Brüggemann erneuert.nschrift, s. nebenstehendes Foto) durch Herrn K. Brüggemann, dem Urgroßvater des heute noch (Stand 2005) agierenden Mühlenbauers Axel Brüggemann aus Dingelstedt am Huy, welcher der Trogschen Mühle Ende der 1980er Jahre zu neuen Flügeln verhalf.

Hans-Werner Trog beim Lösen der Bremse. Foto: Stefan Lander

Anfang der 1960er Jahre übernahm und betrieb Hans-Werner Trog (linkes Foto) die Mühle und rettete sie vor dem gänzlichen Verfall.

 

Er erlernte neben seinem Hauptberuf als Elektriker den Müllerberuf und zehrte dabei von den Erfahrungen seines Großvaters, der zuvor die Mühle bewirtschaftete. Herr Trog erhielt als Anerkennung für sein unermüdliches Engagement für die Mühle kurz vor seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2002 den Denkmalpflegepreis des Landkreises Börde.
 

Quelle: Inhalt einer E-mail, die uns auf Anfrage freundlicherweise Herr Thorsten Neitzel zukommen ließ.

 

 

 

Hinsichtlich des Alters der Mühle teilte uns Herr Winterberg aus Ottleben mit, dass er häufig als Nachbar bei Herrn Hans-Werner Trog gewesen wäre, um mit ihm über das Alter der Mühle zu diskutieren. Doch einen schriftlichen Hinweis in Bezug auf das Jahr 1626 als Datum der ersten Erwähnung konnte dieser nicht beibringen.

Von seinen Vorfahren erfuhr Herr Winterberg, dass zuvor drei GenerationeDieses stimmungsvolle Foto übersandte uns Herr U.Winterberg aus Ottleben.n der Familie Hanig und später zwei Generationen der Familie Wrackmeyer die Mühle in Besitz hatten.

In seiner Rechnung macht er auf, dass er bei einer 40-jährigen Tätigkeit als Müller je Generation vor dem Tod des letzten Müllers der Familie Wrackmeyer im Jahr 1962 nach Abzug von 200 Jahren (5 Generationen á 40 Jahre) "meinetwegen bei einem Baujahr 1750 ist".

"Für das Baujahr 1626 gibt es, rein logisch betrachtet, ziemliche Zweifel, denn es war im 30jährigen Krieg. Wer konnte bei der damals herrschenden Not und Armut mal schnell eine Mühle bauen, die vielleicht drei Monate später in Flammen aufging. Oder wer brauchte damals eine Mühle, dieser Landstrich war total unterbevölkert, die Dörfer existierten fast nicht mehr", so Herr Winterberg.

 

Und somit hat unsere Mühle weiterhin ihr kleines Geheimnis. Und das ist gut so. Denn welche Dame, schließlich heißt es ja "die Mühle", verrät schon gern ihr wahres Alter?

 

Abschließend sei bemerkt, dass Ottleben noch über eine weitere windgängige Mühle verfügt. Leider ist der Müller Erich Dippe aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage, die Mühle vorzuführen (Stand 2006).

 

Und nun endet unsere Mühlengeschichte. Es war für mich, den Webmaster, nicht immer einfach, die Meinungen der Mühlenexperten unter "einen Hut" zu bringen. Und sollte Sie denen begegnen, vergessen Sie nicht, sie mit "Glück zu" zu begrüßen. Das kennzeichnet Sie als Fachmann/frau.

 

Tipp: Dank der Witwe des Herrn Trog findet alljährlich sowohl am 2. Pfingsttag als auch am „Tag des offenen Denkmals“ ein Mühlentag mit Schaumahlen statt.

 

                  Und auf Wunsch der Ortsbewohner kann dort auch deren Korn gemahlen werden.

 

(1) Bockwindmühle

Die Bockwindmühle ist der älteste bekannte Windmühlentyp. Wie der Name sagt, sitzt der gesamte Mühlenkörper auf einem fest verankerten Bock. Je nach Windrichtung wird er gesamte Aufbau mühsam in die Richtung des Windes gedreht, um so diesen optimal nutzen zu können.
Die später entwickelte Holländermühle ist wesentlich einfacher zu bedienen, da bei dieser lediglich die Haube mit den Flügeln in die Windrichtung zu bewegen ist.

 

                           

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