Flechtingen
Das Wasserschloss
Von Walbeck über Behnsdorf führt unser Ausflug nach Flechtingen. Im Luftkurort Flechtingen erwartet uns ein an einem See gelegenes Wasserschloss mit einem sehenswerten Park.
Die ehemalige Wasserburg wurde 1307 als Wehrburg mit Bergfried, Schild- und Wehrmauern von den Brüdern Heinrich und Alverich von Schenck erbaut.
Zu erreichen war sie nur über eine Zugbrücke. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde sie zu einem Schloss umgebaut und verblieb bis zum Ende des 2.Weltkrieges (1945) im Besitz der Familie von Schenck.
Die Vorburg wurde weitgehend erhalten. Der dreieckige Burghof umfasst nur 80 qm und ist durch einen Gang vom Vorburghof zu erreichen. Der Bergfried hat eine Höhe von 34 Meter und sein Grundriss ist nicht quadratisch.
Zwischen 1860 und 1897 wurde der Zinnenkranz wieder hergestellt und zugleich der Schlosspark mit einem Damm, der Schloss und Park verbindet, angelegt. Und über dem Tor am Ende dieses so genannten Ziegendammes entdecken wir das herrliche Wappen mit der gekrönten Ente. Herrschten hier vielleicht gar nicht die Schencks? War es vielleicht Entenhausen? Leider nein, denn es ist das Wappen von Elisabeth von Tresckow, der Ehefrau Eduard von Schencks, die gemeinsam den Umbau bewerkstelligten. Aber warum die Ente? Bisher konnten wir es noch nicht in Erfahrung bringen.
Angeblich wird das Schloss irgendwann zu einem Hotel umgebaut und ist daher leider nicht zu betreten. Doch im September 2012 waren keine Bautätigkeiten festzustellen
Ein wahrer Höhepunkt ist der Rundgang um den See. Mal erscheint uns das Schloss als wahrhafte Trutzburg, mal märchenhaft romantisch. Und das vielleicht zu einer Zeit, in der Tausende von Krokussen den Park verschönen.
Ein wahrer Höhepunkt ist der
Rundgang um den See.
Mal erscheint uns das Schloss als wahrhafte Trutzburg, mal märchenhaft romantisch. Und das vielleicht zu einer Zeit, in der Tausende von Krokussen den Park verschönen. |
Die evangelische Kirche
Nur wenige Schritte sind es vom Haupteingang der Burg zu der evangelischen Kirche. Sie wurde 1727 in der heutigen Form errichtet. Doch viele Teile sind älter. Das Wappenfries an der Patronatsempore und der Taufstein tragen die Jahreszahl 1592. Auch die von Mose getragene Kanzel stammt aus dieser Zeit.
Von Anbeginn wurde die Kirche den damaligen Besitzern des Schlosses, der Familie von Schenck, als Pastoratskirche zugesprochen. Die Schencks waren für den Unterhalt der Kirche und die Anstellung des Pastors zuständig. Und sie hatten das Recht, die Kirche als Erbbegräbnis der Familie zu nutzen. Darum befinden sich heute noch unter dem Turm und dem Altar zwei Grüfte und im Kirchenraum etliche Grabsteine und Epitaphe(1). Das Alabasterepitaph(2) hinter dem Altar ist Werner von Schenck (1560 bis 1597) und seinen beiden Frauen Margarete von Bartensleben und Sabine von Bredow gewidmet.
Was uns noch auffällt, ist ein Geldkasten des Dominikanermön-ches Tetzel von 1517. Barward von Schenck soll im Walbecker Forst nach vorher für eine Sünde erkauften Ablass Tetzel überfallen und ihm das Geld geraubt haben. Und dieses verwendete er für den Bau der Kirche. Mehr über Tetzel erfahren Sie unter Tour 1, Punkt 10.
Der die Kirche umgebende Friedhof wurde 1830 stillgelegt. Einige alte Grabsteine dienen heute als Pflasterung des Weges zur Kirchentür und Steintritt vor dem Turmeingang.
Und zum Abschluss noch etwas ganz Ungeheuerliches: Vor gar nicht allzu langer Zeit war das über dem Erdboden befindliche schmale Fenster des Turms noch frei zugänglich. Grund genug für einen „Bengel“, als Mutprobe dort einzusteigen. Der Beweis dafür, die Gruft der Schencks betreten zu haben, war ein Totenschädel, den er mit ans Tageslicht brachte. Im Dorf herrschte helle Aufregung. Das Fenster wurde umgehend vergittert.
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Der Schlosspark
Gestaltungselernente im
Flechtinger Schlosspark
Eduard von Schenck ließ den
Flechtinger Schlosspark von 1860 bis 1897 im. Stil eines englischen
Landschaftsparks umgestalten Sein Sohn Jacob von Schenck führte die
künstlerische Anlage des
Parks und die Gehölzsammlung fort. Zu den Besonderheiten des Parks zählen bis
heute die viel-
fältigen einheimischen und nordamerikanischen Gehölze sowie die
Frühblüherwiesen. Seit 2009
wird der Park nun unter Berücksichtigung der historischen Gestaltungselemente
rekonstruiert.
Der Sieben-Insel-Teich
Eduard von Schenck ließ im Bereich des Zuflusses der Kleinen Renne den Schloss-See (Foto rechts) durch einen Damm abriegeln und schuf so einen neuen Teich. Wegen seiner sieben künstlichen Inseln erhielt er den Namen Sieben-Insel-Teich. Wahrscheilich bildete Eduard von Schenck hier seine Familie in Form eines Stammbaums ab. Um Eduard von Schenck und seine Ehefrau sind dabei sinnbildlich fünf ihrer sechs Kinder (drei Töchter und drei Söhne) arrangiert.
Quelle: Informationstafel |
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Der Brautstein
Jacob von Schenck ließ den eiszeitlichen Findling im Jahr 1913 aus der Feldmark des zu Flechtingen gehörenden Vorwerks Damsendorf holen und im Schlosspark aufstellen.
Die Inschrift auf der Vorderseite trägt die Jahreszahlen 1813 - 1913 zum Gedenken an den Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig. Auf der Rückseite des Steines befindet sich die Inschrift: Brautstein aus Damsendorf.
Der Sage nach
wollte ein armer Bauer aus Flechtingen seine Tochter nach Damsendorf
Doch als die Tochter die armselige mit Stroh gedeckte Hütte ihres Bräutigams sah, wollte sie lieber zu Stein erstarren. Ihr Wunsch ging in Erfüllung, so will es die Sage. Quelle: Informationstafel |
Die Wassermühle (Schlossmühle)
Die Wassermühle besteht bereits seit dem Jahre 1311. Im Jahre 1695 wurde sie von der Familie Schenk so umgebaut wie wir sie heute vorfmden. Zum damaligen Zeitpunkt hatte die Mühle ein oberschlächtiges Wasserrad. Der Wasserzufluss erfolgt aus dem See am Schloss und wird durch ein Wehr geregelt. Der Pächter der Mühle hatte gleichzeitig das Wasserrecht und regelte die Stauung der beiden Seen, wodurch er ganzjährig arbeiten konnte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Wasserrad durch einen Sauggasmotor ersetzt, der den Antrieb der Mühle brachte. Nach dem Stilllegen des Motors wurde eine Franzis-Turbine ein- gebaut, die Strom erzeugte, mit dem der Antrieb der Mühle erfolgte. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde dann die Mühle an das Stromnetz angeschlossen. Der letzte Müller gab seine Tätigkeit Anfang der 1970er Jahre auf. Danach wurde sie von der LFG als Schrotmühle bis zu ihrer Auflösung nach der Wiedervereinigung betrieben. Im Jahre 2003 begannen dann die Restaurierungsmaßnahmen. Nebengebäude, die keine Funktion mehr hatten, wurden abgerissen und das gesamte Gebäude abgestrahlt und neu verfugt. Der Mühlengraben gereinilgt und das Wasserrad in Auftrag gegeben. Die finanzielle Absicherung der Arbeiten erfolgte über das Programm “Leader“ der Europäischen Union zu 6O%. Quelle: Flyer Flechtinger Heimat- und Mühlenverein e.V. |
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(1) Epitaph |
Gedenktafel mit Inschrift für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand od. an einem Pfeiler. |
(2) Alabaster |
Marmorähnliche, feinkörnige, reinweiße, durchscheinende Art des Gipses. |
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