Esbeck
Nach Warberg ist unser nächstes Ziel Esbeck.
Unmittelbar am Ortseingang biegen wir rechts ab und erreichen nach wenigen Metern die Burg Esbeck, als Wasserburg vermutlich erbaut zwischen den Jahren 1150 und 1200. Ihre wahrscheinlichen Bauherren waren die Herren von Esebeck; denn sie waren der Annahme nach deren erste Besitzer.
Der heutige Grundriss entspricht noch dem ursprünglichen, da sich in den Wirtschaftsgebäuden noch Reste der ersten Anlage befinden sollen.
1260 verkaufte Ludolf von Esebeck seinen Stammsitz an den Bischof Volrad von Halberstadt. Dieser verpfändete die Burg 1263 an den Markgrafen Johann von Brandenburg. Und nach dessen Tod übernahm sie sein Nachfolger Waldemar der Große.
Und als dann auch Waldemar verstarb verlieh 1322 der neue Bischof Albrecht das Anwesen an seine Base Agnes. Diese heiratete in zweiter Ehe Herzog Otto von Braunschweig. Und es dauerte nicht lange, bis Burg Esbeck ganz in das Eigentum der Braunschweiger Herzöge überging.
Durch denBau der Burg in Schöningen im Jahre 1347 verlor die Burg an Bedeutung. Aus Geldmangel verpfändete sie darauf der Braunschweiger Herzog insgesamt elfmal, zunächst an Adlige und schließlich an die Stadt Braunschweig.
1454 ging sie für fast 400 Jahre als Lehen an die Familie von Hoym. 1689 fiel das gesamte Gut einem „großen Brand“ zum Opfer.
Aber die Hoyms verblieben auf der Burg. Bis letztendlich August von Hoym so sehr verschuldete, dass die Burg Esbeck am 17. Mai 1838 an den Landwirt Friedrich Proetzel für 66.530 Reichstaler versteigert wurde.
Und der arme August zog mittellos von dannen.
Zeitgleich mit der Erbauung der Burg wurde am Südende der Wirtschaftsgebäude -auf der Grundrisskarte gesondert gekennzeichnet- die Burgkapelle St.-Johannes der Täufer errichtet. Sie diente ausschließlich den Burgbewohnern, die auch ihren eigenen Priester hatten.
Die Reformation(1) beendete die kirchliche Selbstständigkeit der Burg. Innerhalb der derzeitigen Burgbesitzer, der Familie von Hoym, fanden heftige Glaubensauseinandersetzungen statt. Diese gipfelten darin, dass sämtliche Urkunden über Burg und Familie verbrannt wurden.
1850 wurde die Kapelle zum Pferdestall umgestaltet. Heute soll sie als PKW-Garage dienen. Sie geht mit der Zeit.
Tipp: Eine Besichtigung des angrenzenden Gutsparkes mit einer uralten Platane sollte man, wenn möglich, nicht versäumen.
Die ehemalige St.-Nikolai-Kirche in der Alten Kirchstraße war eine der in den Dörfern errichteten kleinen Kapellen, die das Bistum Halberstadt um 1100 für eine planvolle Christianisierung in Esbeck errichteten. Urkundlich erwähnt erstmals 1182, namentlich 1403.
Sie war 11,70 Meter lang, 8,80 Meter breit und hatte keinen Turm. Ihre starken Außenmauern deuten darauf hin, dass sie der Bevölkerung auch als Wehrkirche diente. Bis zum Bau der nachstehend beschriebenen St.-Andreas-Kirche im Jahre 1432 war sie Pfarrkirche und besaß Taufrecht.
Nach 1680 baute man daran das Pfarrwitwenhaus und nutzte sie nur noch als Stall, der auch heute noch erhalten ist. Sie ereilte also auch das gleiche Schicksal wie die uns schon bekannte St.-Johannes-Kapelle.
1432 nennt uns die Jahreszahl am Kirchturm als Baubeginn für die Errichtung der St.-Andreas-Kirche. Der 36 Meter hohe, mit Schießscharten versehene Turm wurde als erstes errichtet und war wohl in der Zeit des 30-jährigen Krieges als Zufluchtsort für die Bewohner gedacht. Das Mauerwerk hat eine Stärke von 1,45 Meter und verjüngt sich bis zur Glockenstube auf einen Meter. Das gesamte Kirchgelände war mit starken, hohen Mauern umfriedet.
Erst nach Fertigstellung des Turmes wurde das Kirchenschiff errichtet. Auffällig ist, dass die Turm- und Kirchenschiffachsen zwei Meter voneinander abweichen.
1681 wurde im untersten Raum des Turmes das Erbbegräbnis der Familie von Hoym eingerichtet und nach Erlöschen der Familie verschlossen. 1929 wurde der Raum wieder geöffnet, die Särge versenkt, darüber eine Zementdecke gezogen und darauf eine Begräbniskapelle gesetzt. Nach fast 40 Jahren hatte diese ausgedient, da 1968 eine neue gebaut wurde.
1711 erfolgten tiefgreifende Umbauarbeiten, so dass von der ursprünglichen Innenausstattung kaum etwas erhalten blieb. Vermutlich sind die Treppenstufen der Vorhalle am Nordeingang und eine Stufe in der Sakristei Reste der alten Altarplatte aus katholischer Zeit. Sie tragen in den Ecken drei eingehauene Kreuze, wahrscheinlich Weihekreuze.
Der steinerne Altar musste einem sich über drei Stockwerke erstreckenden hölzernen weichen. Eingezogen wurde die hohe Tonnendecke und errichtet die Emporen. An der unteren Empore wurden die zwölf Apostelbilder angebracht. Und die Fenster erhielten ihre jetzige gotische Form.
Von 1712 stammt der „Stuhl des Rittergutes“ über der Sakristei mit eigenem Eingang an der Ostseite und das Wappen der von Hoyms. Die Kanzel wurde 1714 installiert und 1720 stiftete die Familie von Hoym die erste Orgel.
Und draußen vor der Turmspitze hängt noch die alte Glocke von 1443. Sie dient jetzt der Uhr als Schlagglocke.
(1) Reformation |
Durch Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jh., die zur Bildung der protestantischen Kirchen führte. |
Quelle: Handgeschriebenes Buch des ehemaligen Rektors der Schule Esbeck, Herrn H.W. Else, aus dem Jahr 1978. Auszüge daraus wurden uns freundlicherweise von der Stadt Schöningen, vertreten durch die Herren Grund und Przemus, zur Verfügung gestellt.
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