Elmsburg
Sollten Sie in Schöningen vom Parkplatz am Schloss mit dem Auto zur St. Lorenzkirche gefahren sein, so führt Ihr Weg wieder Richtung Innenstadt und Sie biegen in einer scharfen Rechtskurve links ab in Richtung Königslutter, auf die etwas großspurig genannte „Elm-Hochstraße“.
Hinter den Sportplätzen führt rechts ein Weg zum Elmhaus (linke Abbildung), einer Waldgaststätte mit weitem Ausblick auf das Schöninger Braunkohlerevier.
Nicht weit entfernt vom Waldrande des Elms beginnt am 1. Wanderparkplatz (auf der linken Seite mit Notrufsäule) der Wanderweg Nr. 2. Auf diesem gelangen wir zu den Resten der Elmsburg.
Vorher sollten wir jedoch dem mächtigen Knollenquarzitbrocken „Goldener Hirsch“ noch einen Besuch abstatten.
Durch Einwirkung von Kieselsäure sind vor 50 bis 60 Millionen Jahren Sande zu diesem fünf Meter langen Stein „erstarrt“.
Einer Sage nach soll unter ihm der Goldschatz eines Königs in Form eines Hirschen vergraben sein. Also hochheben, einsacken und weg damit!
Zu erreichen ist er über einen schmalen Pfad, der ca. 25 Meter hinter einer großen Weggabelung links in den Wald abzweigt.
Die Elmsburg ist eine frühgeschichtliche Befestigungsanlage. Die Erbauer nutzten einen prähistorischen Ringwall als äußere Befestigung, in den die neue Anlage mit wesentlich geringeren Abmessungen hinein gebaut wurde.
1221 übertrug Pfalzgraf Heinrich sie dem Deutschen Ritterorden(1). 1239 erhielt der Orden von Herzog Otto dem Kind zusätzlich einen Wald neben der Burg und 1241 weiteren Grund und Boden.
Noch vor Jahren bot das Burggelände einen trostlosen Anblick. Inzwischen wurde jedoch, wie von uns vorgeschlagen, eine Erläuterungstafel aufgestellt.
Leider ist die Tafel örtlich bedingt sehr ungünstig und somit verwirrend aufgestellt. Unser Standort befindet sich im Norden, also am oberen Rand. Aber bevor Sie die Tafel ausgraben, um 180 Grad drehen und sich dann stets rückwärts schauend über die Lage der ehemaligen Bauten informieren, nehmen Sie lieber unsere links zu findende Karte zu Hilfe. Denn mit dieser sind keine schweißtreibenden Arbeiten und Verrenkungen erforderlich. Mit einem kleinen Trick haben wir Ihnen diese Mühen abgenommen.
Noch 1318 bediente sich der Komtur eines eigenen Siegels mit der Umschrift „s.commenture de Elmesbors“. Zu erkennen ist das Brustbild eines Heiligen mit Palme, wahrscheinlich des Patrons der Burgkapelle.
1264 wurde die Kommende(2) aus wahrscheinlich räumlichen Gründen nach Lucklum (s. Tour Nr.1) verlegt. In der Elmsburg verblieb eine kleine Hauskommende, der bis 1318 ein besonderer Komtur vorstand. 1364 wurde die Elmsburg letztmals als eine Burg des Ordens erwähnt. Sie wurde an die von Ampleben und später an bürgerliche Familien, so 1433 und 1469 an die Familie Hudt in Schöningen verlehnt.
Der Verfall der Burg begann durch einen Großbrand im Jahre 1572. Einem Protokoll aus dem Jahre 1790 zufolge war die Burganlage mit Mauerwerk noch deutlich zu erkennen. Auch 1843 ließ sie sich noch in den Grundmauern nachweisen.
Von 1959 bis 1962 wurden weitere Ausgrabungen durchgeführt und die Fundamente und Innenraumflächen der ehemaligen Burgkapelle freigelegt.
Die Front des Gebäudes hatte eine Länge von 63 und eine Breite von 8 Metern. Anhand der Baumaterialien stellte man fest, dass die erste Kirche aus dem 11. Jahrhundert offenbar geschleift wurde und darauf zu Zeiten des Deutschen Ritterordens(1) eine zweite, allerdings mit leichter Verschiebung der Grundachse, errichtet wurde.
Bei Aufdeckung der Fundamentmauern fand man an deren Südseite acht Bestattungen aus der Zeit des Baues der zweiten Kirche. Die Skelette lagen gestreckt auf dem Rücken, die Hände auf dem Schoß gefaltet. Beigaben wurden nicht entdeckt.
An die Kirche schlossen sich rechtwinklige Gebäude an.
Im Norden befanden höchstwahrscheinlich ein Turm von 16 Metern im Quadrat......
......und ein Brunnen.
Ein Teil des Burgwalles ist noch erhalten. Der Durchmesser der ovalen Umfriedung beträgt 137 auf 114 Meter und die Innenfläche ca. 30 Morgen.
Den Hauptwanderweg weiter gehend finden wir nach ca. 200 Metern mit einigem Spürsinn auf der linken Seite des Wanderweges hinter einer Umzäunung Hügelgräber aus dem Jahr ca. 3000 v.Chr., die 1926 frei gelegt wurden. Gefunden wurden vier Skelette. Als Beigaben entdeckte man zwei Flintklingen(3) und einige Scherben.
Quelle: Hans Adolf Schulz, Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes. Elm-Verlag, Cremlingen, 1990.
Seit Jahren sucht Wolfgang Braun
Burgen und Ruinen auf. Weil von den meisten kaum noch Mauern aufrecht
stehen, versucht er, ihr früheres, mögliches Aussehen zeichnerisch
darzustellen. Dabei helfen ihm Grundrisse aus dem Lexikon von F.W. Krahe,
Kupferstiche von Merian, Literatur über die besuchten Burgen u.v.m.
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(1) Deutscher Ritterorden |
Religiöser Zusammenschluss von Kriegern im Zuge der Kreuzzugsbewegung des 11./12. Jh. zur Bekämpfung der Glaubensfeinde; bedeutende Ritterorden waren der Templerorden, der Johanniterorden (Malteser), der Deutsche Ritterorden und der Schwertbrüderorden. |
(2) Kommende |
Bei den geistlichen Ritterorden die kleinste Einheit der Ordensverwaltung, geleitet vom Komtur. |
(3) Flint |
Feuerstein |
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