Destedt      

8 Erkerode und Reitlingstal

Erkerode Retlingstal

 

Von DesteWassermühle in Erkerodedt aus führt uns der Weg in südlicherErkerode, Ludquellhaus, gebaut 1802 Richtung über Hemkenrode nach Erkerode, mit seiner sehenswerten Wassermühle und dem Ludquellhaus von 1802 (rechtes Foto).

 

Die Mühle ist ein beliebter Ausflugspunkt am alljährlich stattfindenden Mühlentag (Stand 2007).

 

Im Jahr 1175 wird der Ort unter dem Namen Erikeroth erstmalig urkundlich erwähnt. 1178 und 1267 finden wir die Bezeichnungen Erikerode bzw. Erkerode.

 

Erkerode ist das westliche Eingangstor in den wohl schönsten Bereich des Elms, das Reitlingstal.

 

Ungeklärt, wie so vieles im Elm, ist die Herkunft des Namens Elm. Ursprünglich war man der Annahme, dass er seinen Namen der Ulme (althochdeutsch Elmbom), die ursprünglich gemeinsam mit Buche, Eiche und Ahorn hier heimisch war, verdankt. Um 1900 war jedoch Pastor Joh. Georg Justus Ballenstedt der Meinung, dass man unter Elm einen "bis an den HimmeDas Reitlingstal im Elml (Horizont) reichenden Waldberg" zu verstehenden hat.

 

Der Elm verdankt seinen Namen wahrscheinlich der Ulme. Oder auch nicht.

Der das Tal durchfließende Bach ist die in Richtung Braunschweig fließende Wabe („hüpfendes, springendes Wasser“). Der Name Reitling leitet sich „von reid (Riedgras, Rohr) ab und deutet an, dass das gesamte Gebiet ursprünglich stark versumpft war“.

 

Das Reitlingstal und sein Vorland sind aufgrund zahlreicher Funde von bearbeiteten Feuersteinen bereits 8000 bis 6000 v.Chr. von Jägervölkern aufgesucht worden. Die erste Besiedlung erfolgte wahrscheinlich 5500 v.Chr.

Im Umfeld des Tales wurden ältere Steinbeile aus der Zeit 4500 v.Chr. gefunden, während die im Reitling entdeckten etwas jüngeren Datums sind.

Funde aus dem westlichen Vorland des Elms. Links die "Lucklumer Kanne". Foto: Professor Jürgen Bode

Aber auch aus sFund aus dem westlichen Vorland des Elmspäteren Zeiten wurde zahlreiche bedeutsame Funde aus dem westlichen Vorland des Reitlingstales gemacht.

 

 

Das Reitlingstal durchzog höchstwahrscheinlich keine Durchgangsstraße. Es wird angenommen, dass lediglich ein Weg über den mit 323,30 Metern höchsten Punkt des Elms, das Eilumer Horn, in das südliche Vorland führte. Den höchsten Berg krönt inzwischen ein Gipfelkreuz (Foto links unten), ausgestattet mit einem Gipfelbuch, in dem sich schon zahlreiche "Bergsteiger" verewigt haben.

 

Die bisherige und noch in fast sämtlichen Atlanten und Lexika  behauptete Angabe, dass der ca. 600 Meter nördlich befindliche Kuxberg die höchste Erhebung des Elms sei, ist falsch. Dieser erreicht lt. der GeologischDas Gipfelkreuz auf dem Eilumer Hornen Landesanstalt Niedersachsen lediglich eine Höhe von 306 Meter und ist somit niedriger als etliche andere "Berge" (u.a. Drachenberg, Herzberg, Kiefelhorn, Osterberg, Krimmelburg).

 

 

Das ca. 3100 v.Chr. über Evessen errichtete und noch heute zu findende Steinkammergrab von 6 Meter Länge und 2 Meter Breite am Adamshai könnte die Annnahme bestätigen, dass ein Weg über den Gipfel geführt haben könnte, da seinerzeit derartige Megalithgräber mit der Umrandung von Steinen häufig an den höchsten Stellen solcher Wege angelegt wurden.

Steinkammergrab am Adamshai. Foto ca. aus dem Jahr 1900

Das Grab enthielt 20 bis 30 Bestattungen. Leider wurde die Grabkammer 1870 von einem Bewohner des nahegelegenen Dorfes Erkerode geplündert, so dass die sicherlich zahlreichen Grabbeigaben bis auf eine steierne Streitaxt, einen Steinmeißel und einigen Scherben wohl für immer verloren sind. Zudem findet man sowohl am Eilumer Horn als auch am östlichen Ende des Reitlingstales, in der so genannten Hölle, noch bronzezeitliche Grabhügel.

 

Auf dieser Karte von 1912 sind bei genauem Betrachten im Norden die Ringwälle des Wendehai, darunter die Krimmelburg, im Tal der Wurtgarten und im Süden die Wallanlagen der Brunkelburg zu finden.Das Reitlingstal diente wahrscheinlich als Zufluchtsgebietgebiet. Vielleicht sollte hier ein riesiger Komplex mit einer Ausdehnung von über 2.000 Meter Luftlinie in nordsüdlicher Richtung angelegt werden, da sowohl die zwei ehemaligen Burgen mit großen Ausmaßen, die am südlichen Hang gelegene Brunkelburg und die nördlich des Tales auf dem Sporn des Burgbergs thronende Krimmelburg, als auch die unterhalb dieser Burg gelegene Ringwallanlage Wurtgarten in nur wenigen hundert Metern Luftlinie voneinander entfernt lagen.

Wahrscheinlich zur Absicherung des nördlichen Bereiches der Krimmelburg wurden noch zusätzlich die Wendehaiwälle bei der Krugwiese errichtet.

 

1260 ließ sich der von der Elmsburg (siehe Tour 2) kommende Deutsche RitterordenDie im Braunton gekennzeichneten Wälle sind noch heute deutlich zu erkennen.n(1) im Reitlingstal nieder und errichtete wahrscheinlich auf dem Gelände der Krimmelburg, von anderen auch Burg Hebesheim genannt, die quadratische Anlage, die vielleicht als Wachturm (auf nebenstehender Karte als Turm gekennzeichnet) geplant war, noch gut erkennbar am ebenfalls quadratischen Stück des Plateaus.

 

Die eigentliche Ordensburg isBergsporn im Reitlingstal, auf dem sich die ehemalige Krimmelburg befandt jedoch aufgrund von Ausgrabungen in den Jahren 1905 und 1954/55 nie fertig gestellt worden, da der Orden seinen Sitz wenig später nach Lucklum verlegte.

Die Ausmaße des Geländes der Krimmelburg betragen ca. 300 x 100 Meter, eingefriedet durch bis zu 4 Meter hohe Wälle.

 

Nicht eindeutig bewiesen ist die Behauptung, dass die Krimmelburg auch dem brunonischen Fürsten Ekbert, dem Einäugigen (930/40 bis 994), eiRechts ein Teil der erhöhten quadratischen Anlage der Krimmelburg für die eventuelle Errichtung des Wachturmsnem streit- und rachsüchtigen Haudegen, gehört habe und sie von sächsischen Fürsten zerstört worden sei.

 

Die am Waldrand unterhalb der Krimmelburg gelegene Ringwallanlage Wurtgarten dürfte aufgrund fehlender Siedlungsspuren am ehesten als ehemalige Fluchtburg anzusehen sein. Während der Nordteil der Anlage noch gut erhalten ist (Stand 2005), wurde der Südteil 1858 und 1886 weitgehend eingeebnet. 1905 wurden bei Ausgrabungen im Westen Walles noch Reste eines Tores gesehen.

 

Gut zu erkennen ist noch das südöstlich gelegene doppelte Wall-Graben-System der Brunkelburg. Wie auch bei der Krimmelburg wurden hier bei Ausgrabungen Keramik der jüngeren vorrömischen Eisenzeit(2) und der Römischen Kaiserzeit(3) gefunden. Zudem entdeckte man auch Gefäßscherben, vermutlich aus dem 9. und 10. Jahrhundert. In dem südöstlichen Graben fand man 1905 das heute leider verschollenen Bruchstück eines Bronzeringes, vermutlich auch aus der vorrömischen Eisenzeit.

 

Die vorstehenden Ausführungen sind das Ergebnis von Überlegungen und Annahmen zahlreicher Archäologen und Heimatkundler. Die ersten urkundlichen Erwähnungen stammen aus dem Jahr 782. Und so bleibt es dem Besucher dieses sicherlich geschichtsträchtigen Tales überlassen, wie bei fast allen archäologischen Stätten des Elms, sich die Vergangenheit dieser Gegend auf eigene Art auszumalen. Blutrünstig mit wilden Kriegern oder friedlich mit hübschen, juchzenden "Burgfräuleins".

Tipp: Die Wallanlagen sind besonders im Herbst und Winter gut auszumachen.

 

Vom Burggelände hat man einen herrlichen Ausblick in das Reitlingstal.Zu Füßen der Krimmelburg in Höhe der Teiche hat sich das ehemalige Schloss Reitlingen, Sitz marianischer Ordensbrüder des deutschen Hauses unserer lieben Frauen zu Jerusalem befunden. Wahrscheinlich erbaut um das Jahr 1200. Zuvor ein Rittersitz derer von der Asseburg, dessen Eingang über eine im Norden befindliche Zugbrücke geführt haben soll. Die letzten Spuren der Gebäude sollen nach 1840 der „Pflugschar" gewichen sein.Ölturm einer englischen Firma im Elm

 

 

Quellen: Vortrag Herr Wolf-Dieter Steimetz am 14.07.05 in der Gaststätte Reitlingstal / Richard Schmidt, Illustrierter Elmführer, 1912

  

 

Nicht unerwähnt soll jedoch bleiben, dass von 1931 bis  1934 eine englische  Firma im Reitlingstal bis zu einer Tiefe von 1935 Metern vergeblich nach Öl gebohrt hat. Die Arbeiten wurden angeblich wegen Festsitzens des Bohrers eingestellt.  Es wird jedoch angenommen, dass nach der Machtübernahme Adolf Hitlers die Besorgnisse der englischen Firma zum Abbruch der Arbeiten geführt haben.

1934 wurde daraufhin das Bohrloch mit Zement verfüllt. Die lange Zeit noch sichtbaren Betonquader, die das Fundament des Bohrturms bildeten, sind heute nicht mehr auszumachen.
 

 

Das am Ende des  Tales am Hang liegende Waldlokal Reitlingstal ist schon seit jeher wegen des herrlichen AusblicksWaldlokal Reitlingstal ein beliebter Ausflugspunkt der Braunschweiger. Vom Buswendeplatz beginnt neben einigen anderen Wanderwegen (u.a. zur Krimmelburg) auch der FEMO-„Naturerlebnis-Pfad Reitlingstal“ - (Näheres siehe unter: http://www.femo-online.de/) mit der Wabequelle und der „Teufelsküche“.

 

Am Morgen sollen hier Nebel über dem Knoblauchduft des Bärlauchs, aus dessen Blättern sich u.a. ein herrliches Pesto bereiten lässt, wabern. Daher Teufelsküche. Und zudem verschwindet hier ein Bächlein, der Mönchespring, im Felsen, von dem gesagt wird, dass es nirgendwo wieder ans Tageslicht treten würde.

Vielleicht machen Sie sich ja auf die Suche!

 

 

 

(1) Deutscher Ritterorden

Religiöser Zusammenschluss von Kriegern im Zuge der Kreuzzugsbewegung des 11./12. Jh. zur Bekämpfung der Glaubensfeinde; bedeutende Ritterorden waren der Templerorden, der Johanniterorden (Malteser), der Deutsche Ritterorden und der Schwertbrüderorden.

(2) Vorrömische Eisenzeit

Ca. 700 v.Chr. Beginn der Eisengewinnung und -verarbeitung

(3) Römische Kaiserzeit

27 v.Chr. bis 476 n.Chr.

 

Der Tetzelstein

Ergänzende Beiträge aus der von uns redaktionell bearbeiteten Hauszeitung der Waldgaststätte Tetzelstein im Elm als PDF-Dateien

Zeitung Nr. 3, Seite 14

Erdölbohrung im Elm

 

 

 

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