Hünenburg Watenstedt
In einer Rechtskurve in Jerxheim biegen wir links ab nach Watenstedt.
Kurz vor Watenstedt entdecken wir in einem kleinen Waldstück Meter vor einer scharfen Linkskurve ein Hinweisschild zur so genannten Hünenburg.
Hier soll der Sage nach vor Jahren ein großer
Hüne seinen Hof stehen gehabt haben, von dem auch die vielen Schätze
herrühren, die in dem Berge, der innen ganz hohl ist, gelagert stehen.
Diese Schätze wollten schon oft des Nachts Leute herausholen, aber
um Mitternacht reitet in der Schlucht am Berge ein Reiter ohne Kopf auf
und nieder, darum mag keiner es wagen.
Nach kurzem Anstieg erreichen wir eine große Freifläche, umrahmt von einem bis zu fünf Meter hohen Ringwall.
Untersuchungen des Walles haben Nachweise erbracht, dass das Gebiet bereits um 3300 v. Chr. bewohnt wurde.
Während der jungbronzezeitlichen Lausitzer Kultur (ca. 1300 - 500 v.Chr.) diente die Befestigung wahrscheinlich der Kontrolle eines nördlich des Großen Bruches verlaufenden Verkehrsweges, der Verarbeitung von Bronze, dem Warenaustausch und als Versorgungsplatz wichtiger Rohstoffe. Hierzu dürfte insbesondere Salz gehört haben, das aus den zahlreichen Solequellen nahe des nicht weit entfernten Flüsschens Soltau gewonnen wurde.
Keramikfunde aus der älteren römischen Kaiserzeit zeugen ebenfalls von Besiedlung.
Eine Grabungskampagne im Jahre 1998 förderte die Reste eines germanischen Gehöftes zu Tage, das bereits im 2./3. Jahrhundert erbaut wurde und somit Vorläufer der später errichteten Hünenburg war.
Unser Foto zeigt das im Landesmuseum Wolfenbüttel befindliche Modell eines Rekonstruktionsversuches dieses Gehöftes. Nach neuesten Erkenntnissen hat aber zu dieser Zeit wahrscheinlich keine Palisadenmauer das Gehöft umringt sondern eine ca. sieben bis neun Meter hohe Steinmauer.
Die Steine entstammten u.a. dem nördlich des Burggeländes auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen ehemaligen Steinbruch.
Im 6. Jahrhundert wurde die Burg von den als Eroberern ins Land gekommenen Altsachsen zur Fürstenburg und damit zum Herrschaftsmittelpunkt des nun entstehenden Herzogtums Ostfalen ausgebaut. Vermutlich ist sie identisch mit der für das Jahr 748 in den fränkischen Geschichtsquellen genannten Hohseoburg des sächsischen Fürsten Theoderich/Dietrich.
Einen letzten überraschend bei den 1998 erfolgten Ausgrabungen nachgewiesenen Ausbau erfuhr die Burg nach der fränkischen Eroberung zwischen 772 und 785 als Zwingfestung der neuen Herren.
Auf der Seite von Gabriele Uhlmann, die 1998 an der Ausgrabung teilgenommen hat, ist ein Lageplan dieses archäologisch interessanten Gebietes abgebildet.
Als bisher bedeutendste Funde sind das Fragment eines Bronzeschildes* (um 1000 v.Chr.) aus der ehemaligen Siedlung am südlichen Fuß der Hünenburg,
eine aus Hirschgeweih gefertigte Geschossspitze, die in der wahrscheinlich bei einem kriegerischen Überfall abgebrannten Holzkonstruktion des Befestigungswalles (ca. 1200 - 1100 v.Chr.) gefunden wurde,
und eine Gewandspanne aus altsächsischer Zeit (400 - 500 n.Chr.) vom Hang südlich der Hünenburg.
*) Zum Vergleich wurde rechts ein noch vollständig erhaltenes Bronzeschild aus dem Rhein bei Bingen abgebildet. Insgesamt wurden bisher nur acht Rundschilde dieses Typs in Europa gefunden, deren Durchmesser zwischen 37 und 45 cm betragen. |
Mittels einer Magnetometer-Prospektion wurden 2001 südlich außerhalb des Burggeländes Spuren einer Siedlung aus der Jungbronzezeit (1200 bis 400 v.Chr.) ausfindig gemacht.
Diese Aufzeichnungen waren die Grundlage für eine weitere Ausgrabung im Jahr 2005. Sie führte bisher zur Entdeckung von zahlreichen mit Abfall und Tierknochen verfüllten Vorratsgruben sowie Herdstellen und Öfen. Das linke Foto zeigt ein Magnetometer, wie es auch auf dem Gelände der Hünenburg eingesetzt wurde.
Aber auch die Jetztzeit hat hat auf dem geschichtsträchtigen Areal ihre Spuren hinterlassen:
Auffällig war bei der 2001 durchgeführten Magnetometer-Prospektion ein extrem großes Magnetfeld (siehe rechtes Foto), welches zu den verborgenen Resten eines britischen Kriegsbombers, der Ende des 2. Weltkrieges am 14.01.1944 hier abgestürzt und explodiert ist. Die Trümmer der Maschine und die Skelettteile der 7- bis 9-köpfigen Besatzung wurden 2005 geborgen.
Alle weiteren, kleineren Magnetfelder verweisen auf die Überreste der früheren Besiedlung und wurden als Hinweise für die im Jahr 2005 begonnenen Ausgrabungen genutzt.
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Tipp: Nach Verlassen des Burggeländes sollten Sie nicht versäumen, kurz auf dem in einer Kurve befindlichen Parkplatz zu halten und von dort einen Blick auf die Wallanlage der Burg zu werfen. Es lohnt sich!
Quellen: Folder des Braunschweigischen Landesmuseums und des Kreisheimatmuseums Helmstedt 1998
Informationen und Berichte des Braunschweigischen Landesmuseums: Die Hünenburg bei Watenstedt, Ausgrabungsergebnisse 1998-2001 (mit Genehmigung des Leiters des Landesmuseums Herrn Dr. Biegel am 05.08.2005)
Vom
FABL
aufgestellte Erläuterungstafeln sowie anlässlich einer Führung erfolgte mündliche Erläuterungen am Tag der Offenen
Ausgrabung an der Hünenburg am 03.07.2005.
Wir sollten jedoch nicht versäumen, einem der romantischsten Dörfer unserer Region, Watenstedt, einen Besuch abzustatten. Der Rundgang führt uns zu zahlreichen alten Bauernhöfen, in deren Mitte sich der wuchtige, romanische(1) Turm der St. Stephanuskirche erhebt.
Sie geht auf eine der im 9. Jahrhundert von Bischof Hildegrim von Halberstadt gegründeten Urkirchen zurück.
Einer der Bauernhöfe beherbergt das Heesebergmuseum. Hier finden wir neben zahlreichen Geräten aus Landwirtschaft und Haushalt auch geschichtliche Dokumente und eine Fossiliensammlung.
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