Über Belsdorf und Wefensleben führt uns die Tour nach Ummendorf.
Der Ort Ummendorf wurde 1144 und eine Familie des gleichen Namens Ende des 12. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt.
1430 war die Burg ein wichtiger Stützpunkt eines Krieges zwischen Braunschweig und Magdeburg. Ihre damaligen Bewohner, die Familie von Veltheim, konnten noch rechtzeitig fliehen, bevor Braunschweiger Truppen, andere schreiben von aufgebrachten Magdeburger Bürgern, die Burg bis auf den Bergfried, Zwingermauern und Fundamenten nahezu dem Erdboden gleich machten.
Aber bereits 1463 nahm die Familie von Meyendorf die Burgreste in Besitz und ließ in der Zeit von 1535 bis 1581 auf deren Grundmauern das heutige Renaissanceschloss(1) errichten.
Der wahrscheinlich 1180 bis zum 3. Stockwerk im spätromanischen(2) Stil erbaute Burgturm wurde 1576 von Andreas von Meyendorf (1522-1583) um weitere Stockwerke ergänzt und erreichte somit seine jetzige Höhe von 35 Metern.
Auch schon in seiner ursprünglichen Form wurde er als Wohnturm genutzt. Bei einer Belagerung entfernten die Bewohner die hölzerne Treppe zum 1. Obergeschoss und verbarrikadierten dessen Zugangstür.
Das Überleben war sowohl durch im Turm bevorratete Lebensmittel als auch durch einen Brunnen, der vom 1. Geschoss aus beschöpft werden konnte, über längere Zeit möglich. Zudem konnte die Räume des 1. und 2. Geschosses durch zwei Kamine beheizt werden. Hinter der Stelle, an welcher der Treppenaufgang zum 2. Stockwerk beginnt, befindet sich eine Maueröffnung, an der sich offenbar ein Aborterker befand.
Das im Zuge des Umbaues im Jahre 1576 errichtete obere, achteckige Turmzimmer hat vier Fenster in alle Himmelsrichtungen und einen Kamin und diente dem Burgherrn wahrscheinlich als "Arbeitszimmer".
Auch schon damals wuchsen in dem 1980 wieder neu angelegten Kräutergarten über 500 Küchenkräuter und Heilpflanzen.
Während des 30-jährigen Krieges wurde das Anwesen 1626 von den Truppen Wallensteins besetzt. Nach dem Krieg wurde es Sitz eines kleinen Amtes.
In späteren Jahren wurde die Burg als Domäne genutzt und erfuhr zu diesem Zweck einige Umbauten, ohne jedoch das Gesamtbild einer mittelalterlichen Burg wesentlich zu beeinträchtigen.
Seit 1924 befindet sich in der Burg und auf dem Außengelände das regionale Bördemuseum.
Neben anderen landwirtschaftlichen Geräten ist auf dem Freigelände eine Dampfpflug-Lokomobile zu bewundern. Von 1870 bis 1965 tat sie auf den schweren Böden der Magdeburger Börde ihre treuen Dienste.
Sie wurde mit Kohle befeuert und brachte es immerhin auf 150 PS. Neun Hektar Land bearbeitete sie täglich!
In der nahegelegenen Dorfkirche finden wir einige Epitaphe(3), auf denen Mitglieder der Familie von Meyendorf dargestellt sind.
Sehenswert sind auch der um 1580 erstellte Altaraufsatz aus der Renaissance(1) und das an der Außenwand angebrachte Auferstehungsrelief(4) mit Tod und Teufel aus dem Jahr 1562.
(1) Renaissance |
(1500-1650). Von Italien ausgehender Baustil. Im Kirchenbau wird das Langhaus von einem Tonnengewölbe überspannt, getragen von durch Rundbögen verbundenen Pfeilern. Über dem lichtdurchfluteten Zentrum ruht eine große Kuppel. Beispielhaftes Muster für den Profanbau (Rathäuser, Burgen u.ä.) ist das Gewandhaus in Braunschweig. |
(2) Romanik |
(1050-1230). Bauformen römischer, fränkisch-karolinischer, arabischer Herkunft. Halbkreisförmige Rundbogen. Große ebene Flächen. Dicke wehrhafte Mauern. |
(3) Epitaph |
Gedenktafel mit Inschrift für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand od. an einem Pfeiler. |
(4) Relief |
Über eine Fläche erhaben hervortretendes Bildwerk. |
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