Schöppenstedt ● St. Stephanuskirche
Wahrzeichen der Stadt ist die St.-Stephanus-Kirche. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1234 und wahrscheinlich auf den Grundmauern einer zum Zwecke der Christianisierung vor 827 vom Bistum Halberstadt errichteten Taufkirche erbaut.
Eine Besonderheit stellt die mit mythologischen Darstellungen versehene drei Meter hohe Turmsäule aus ottonischer Zeit dar, die ehemals das Gewölbe des Turmraumes -dort auch zu finden- getragen haben dürfte. Die symbolischen Motive lassen darauf schließen, dass die Säule ursprünglich eine altheidnische Kultstätte war, die später genutzt wurde, um auf ihr eine neue Kirche zu weihen.
An der Ostseite der Turmsäule erkennen wir zwei reliefartig eingehauene Köpfe. Der linke Kopf könnte Donar darstellen, der rechte Wotan, vor dessen rechtem Ohr ein Vogel sitzt.
Links auf der Nordseite der Säule ist wiederum Wotan dargestellt, während sich auf der rechten aufrechtstehende Eschenblätter befinden; darüber zweimal ein Dreispross, dessen symbolische Bedeutung noch nicht geklärt ist.
An der westlichen Pfeilerecke sitzt ein Vogel, vermutlich ein Adler.
Und dicht über dem Boden erkennen wir ein noch nicht definiertes Wesen, das zum Vogel hinaufklettert.
Auf der Südseite des Kapitells lauert mit grimmiger Miene ein wolfsähnliches Tier, der Fenriswolf. Erkennbar an dem auf seinem Leib eingeritzten Sonnenwirbel.
Der Edda nach ein Untier, das am Himmelsrand mit einem bis zum Zenit klaffenden Rachen entlang eilt.
Aber die Kirche hat noch eine Besonderheit aufzuweisen. Den schiefen Kirchturm. Und hierfür gibt es eine einleuchtende Erklärung:
Wenn das Gras kräftig wächst, freuen sich die Menschen. Aber wenn der Kirchturm grün von Gras und Moos ist, dann sieht das schlecht aus.
Das dachten die Schöppenstedter auch. Der kluge Bürgermeister hatte lange überlegt, wie sie das viele Gras vom Kirchturm herunterkriegen konnten.
"Ich habe es", rief er, "holt mal einen Ochsen aus dem Stall, der soll das Gras auffressen!"
Der Ochse wurde gebracht. Der Dachdecker musste auf die Kirche klettern und einen langen Strick um den Turm legen.
Nun wurde ein Ende des Strickes dem Ochsen um den Hals gebunden, und am anderen Ende mussten die Leute ziehen.
Schließlich ließ der Ochse seine Zunge weit aus dem Maul hängen.
Als dieses der Bürgermeister sah, schrie er lauthals: "Seht ihr das? Er leckt schon!"
Aber es dauerte nicht lange, da rührte der Ochse sich nicht mehr. Er hatte das Aufhängen nicht vertragen und war mausetot.
Von dem vielen Ziehen ist der Kirchturm ganz schief geworden. Und das ist auch heute noch so.
Siehe auch Schöppenstedt, Ereignisse, Großbrände von 1578 bis 1999.
Am 08. Dezember 1999 ging eine schreckliche Nachricht durch das deutsche Land. Der Schöppenstedter Kirchturm war in Folge eines Blitzeinschlages in Brand geraten und völlig zerstört worden.
Die Bürger haderten aber nicht lange. Dank einer Feuerversicherung, großzügiger Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren und der Bevölkerung konnten nicht nur der Turm sondern auch die in Jahre gekommenen Glocken erneuert werden.
Und eines war klar. Der neue Turm musste natürlich wieder "schief" werden. Zwar nicht durch einen Gras fressenden Ochsen sondern mit Hilfe umfangreicher Berechnungen. Und er ist es auch geworden. Und mit einem Schmunzeln behaupten die Schöppenstedter, er wäre jetzt noch schiefer als vorher.
Nördlich der Kirche entdecken wir dieses liebevoll restaurierte Fachwerkhaus, einst Sitz der Halberstädter Archidiakonen als Schöppenstedt noch zum dortigen Bistum gehörte.
Als erster Archidiakon weilte hier um 1260 Barthold Graf von Klettenberg.
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