GroßVahlberg
Von Schöppenstedt kommend, 25 km östlich von Braunschweig an der Südseite des Elms gelegen, sehen wir links auf einem Hügel am Horizont einen einsamen Baum, der uns „schaudernd“ an einen Galgen erinnert. In Klein Vahlberg werden wir ihn wiedersehen. Nur Geduld!
Das Ortsbild des erstmals 1242 urkundlich erwähnten Groß Vahlberg wird hauptsächlich von dem Rittergut derer von Münchhausen bestimmt.
1776 hat der Herzoglich Braunschweigische Geheimrat Albrecht Edmont Hieronymus von Münchhausen das Gut erworben und es ist bis heute über Generationen im Besitz der Familie von Münchhausen verblieben (Stand 2006).
Ungeschützt von Wällen oder Wassergräben hat es in Kriegszeiten ungewollt Einquartierungen und Plünderungen über sich ergehen lassen müssen. 1641, im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648), hat die kaiserliche Armee die Hälfte des Dorfes in Brand gesteckt.
Auf dem Hof dieses schon wegen seiner Größe beeindruckenden Gutes wurde das Kavaliershaus(1) (rechtes Foto) des 1813 abgerissenen Schlosses Salzdahlum, zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wieder errichtet.
Das auf unserem linken Foto abgebildete Wohnhaus der Familie von Münchhausen befindet sich als Barriere vor dem dahinter gelegenen Gutspark.
Übrigens, heute reitet bestimmt keiner mehr der Nachfahren des berühmten Lügenbarons Karl Friedrich von Münchhausen (1720-1797), der als braunschweigischer Offizier diente, auf Kanonenkugeln, eher schon auf einem Pferd.
Hinter dem Hof befindet sich ein um 1800 im Stil eines englischen Garten angelegter Gutspark mit teilweise uralten, exotischen Bäumen. Der als Lanschaftsschutzgebiet ausgewiesene Park ist jedoch leider der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Aber einmal herumgehen und durch den Zaun schauen sollte man schon.
Auf unserem linken Foto entdecken wir etwas überhöht hinter dem Teich das Grabkreuz von Ludwig Friedrich von Münchhausen (11.08.1738 bis 14.09.1827).
Das Innere der 1421 erbauten, evangelisch-lutherischen Kirche lässt erkennen, welche Rolle der Adel in Groß Vahlberg auch heute noch spielt. In der so genannten „Prieche“ sitzen schon seit Jahrhunderten beim Gottesdienst die Gutsherren, denn in Groß Vahlberg ist noch eines der letzten Patronate Niedersachsens lebendig (Stand 2006).
1950 wurde die Kirche von der Familie von Münchhausen als Patronatsherren grundlegend renoviert.
In ihrem Inneren finden wir die Grabsteine Karls von Weferlingen (1594), Ulrichs von Weferlingen (1611) und dessen Gattin Katharina von Blankenburg sowie zwei Grabgewölbe derer von Weferlingen in Münchhausen.
Der Familie von Weferlingen diente das Gut über 500 Jahre bis zur Übernahme durch die von Münchhausens als Vorwerk.
Vermutlich heidnischen Ursprungs ist das über dem spitzbogigen Eingang zu entdeckende Relief (Foto links, oben) eines bärtigen Mannes zu erkennen, der über seinem Kopf einen Stein trägt.
Oberhalb des Gutsparkes führt am Fuße der Asse ein wunderschöner Weg zu einigen ehemaligen Grabstätten derer von Münchhausen.
Inmitten des kleinen Wäldchens finden wir die gepflegte Anlage mit Gräbern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das auf unserem rechten Foto zu sehende hölzerne Grabkreuz trägt die Auschrift "Hier ruht im Wald Maria v. Münchhausen. Stiftsdame des adlig freiweltlichen Stiftes Steterburg, geboren 24. Dezbr. 1838, gestorben 21. Oktbr. 1895."
Allein der herrliche Ausblick auf die Senke zwischen Asse und Elm ist einen Besuch wert. Und der weiterführende Wanderweg könnte uns verleiten, schon hier unsere Tour abzubrechen. Doch wir müssen weiter; vielleicht ein anderes Mal.
(1) Kavalier |
Zunächst Angehörige eines ritterlichen Ordens, dann jeder Adelige. |
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