Erxleben
Der schon nächste Ort in südlicher Richtung ist Erxleben, urkundlich erstmals 958 unter dem Namen Arraxluu erwähnt; gelegen zwischen den storchenreichen Tälern der Aller und Beber.
Die Burganlage Erxleben ist seit 1112 nachweisbar und war ursprünglich eine Rundburg mit einer kastellartigen(1) romanischen(2) Kernburg sowie drei Vorburgen, zwei Bergfrieden und einem doppelten Graben- / Wallsystem.
Um 1210 wurde der Hausmannsturm, der heutige Kirchturm, mit einer Gesamthöhe von 52 Metern und mit einer Mauerstärke von 3,30 Meter am Fuß errichtet. Zusammen mit dem Torhaus war er zur damaligen Zeit der einzige Zugang zum Burggelände.
Von der späteren Zufahrt, auf dem Stich von 1785 noch zu erkennen, sind nur noch andeutungsweise Reste zu finden.
Die Ritter von Erxleben sollen die ersten Besitzer dieser bedeutendsten Burganlage des Magdeburger Landes gewesen sein.
1214 wurde die Burg von Kaiser Otto IV erobert und niedergebrannt, jedoch bald darauf wieder neu errichtet.
Von 1273 bis zur Zwangsenteignung 1945, also fast sieben Jahrhunderte, befand sich die Burg in Lehnsbesitz der Familie von Alvensleben.
1526/1563 wurde als dreigeschossige Zweiflügelanlage mit Volutenspiel, Treppentürmchen und Erkern das Schloss II errichtet.
1564 erfolgte nach Trennung der Familie von Alvensleben in eine schwarze und weiße Linie durch Joachim I. und Valentin von Alvensleben der Bau der Schlosskirche "St. Godehard", deren äußere Schlichtheit nicht vermuten lässt, welche Schätze sich in ihr verbergen.
Der ehemals als Zugang zur Burg dienende Hausmannsturm wurde zum Kirchturm umgewandelt.
Beeindruckend neben der leider in der Nachkriegszeit teilweise zerstörten, 1710 von Heinrich Herbst erbauten Orgel, und den zahleichen Schnitzarbeiten, speziell die Kanzel von Tobias Wilhelmi, sind die achtzehn monumentalen Wandgräber und Epithaphien mit lebensgroßen Marmorfiguren, Reliefs oder gemalten Bildnissen Braunschweiger und Magdeburger Meister.
Das bedeutendste Monument ist das Grabmal Joachims I. von Alvensleben (1514 - 1588). Auf dem vorspringenden Sockel knien in Lebensgröße links Joachim I. und rechts seine beiden Frauen. Die Figuren aus Alabaster wurden wahrscheinlich von dem Braunschweiger Bildhauer Georg Röttger gefertigt.
1585 wurde das auf Grund des leider eingetretenen Verfalls eher an die ehemalige Burg erinnernde Palais von der weißen Linie der von Alvensleben errichtet. Doch bereits 1784 wurde der sicher ehemals stolze Bau in eine Brennerei umgewandelt.
Von 1782 bis 1784 wurde von Landesbaumeister J.C. Huth das Schloss I errichtet. Es ist ein zweigeschossiger Barockbau mit einem dreigeschossigen Mittelrisalit, auf den erst 1910 die Haube mit der Dachterrasse gesetzt wurde.
1847 schilderte Bismarck das Schloss als ein "recht altes, wohlerhaltenes Schloss, mit innen großen und niedrigen Zimmern, in denen es spukt." Auch befand er, dass die Himmelbetten darin riesenhaft und altertümlich waren.
Seit 1991 befindet sich im Schloss die Verwaltung der Verbandsgemeinde Beverspring.
1783 wurde der Bergfried in der Kernburg abgerissen, da durch ihn einige Gemächer verdunkelt wurden. Auf dem oben abgebildeten Stich von 1785 ist er allerdings noch zu sehen.
Reste der ursprünglichen Burg sind kaum noch erkennbar. Das Torhaus und die Wassergräben sind seit langer Zeit verschwunden. Lediglich im südlichen Bereich sind noch Reste der Ringmauer der Vorburg zu finden. Die sich um die Innenhöfe gruppierenden Gebäude zeigen überwiegend Renaissanceformen(3).
Die laufend erfolgten Umbauten und Überbauungen ehemals bestehender Burgreste können durchaus mit den Zerstörungen der Anlage 1314 durch den Markgrafen von Brandenburg, 1356 durch Magdeburger Bürger und 1441 durch welfische Herzöge in Zusammenhang stehen.
Der ehemalige Barockgarten wurde ab 1750 in einen Landschaftspark mit Teich und seltenen Gehölzen umgewandelt, der zu einen abschließenden Spaziergang einlädt.
Quelle: Herausgegebener Flyer anlässlich eines Besichtigungstermins im Jahr 2004.
(1) Kastell |
Fester Platz, Burg, Schloss [bes. in Südeuropa]; früher römische Grenzbefestigungsanlage. |
(2) Romanik |
(1050-1230). Bauformen römischer, fränkisch-karolinischer, arabischer Herkunft. Halbkreisförmige Rundbogen. Große ebene Flächen. Dicke wehrhafte Mauern. |
(3) Renaissance |
(1500-1650). Von Italien ausgehender Baustil. Im Kirchenbau wird das Langhaus von einem Tonnengewölbe überspannt, getragen von durch Rundbögen verbundenen Pfeilern. Über dem lichtdurchfluteten Zentrum ruht eine große Kuppel. Beispielhaftes Muster für den Profanbau (Rathäuser, Burgen u.ä.) ist das Gewandhaus in Braunschweig. |
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