Dorstadt
Unsere letzte Station führt uns nach Dorstadt zu dem inmitten des Ortes rechts gelegenen ehemaligen Augustinerinnenkloster(1), 1189 von dem Edelherrn Arnold von Dorstadt hier gegründet. Doch dessen Vollendung erlebte er nicht mehr.
Die Klosterinsassen vermehrten ständig ihren Besitz auf 3.000 Morgen Acker. Doch 1327 war man gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen Land zu verkaufen. 1438 brannte der größte Teil des Klosters nieder und wurde neu errichtet.
1543 wurde es im Zuge der Reformation(2) gezwungen, den evangelischen Glauben anzunehmen.
Doch bereits 1547 gelang es Herzog Heinrich von Braunschweig, das ihm schon einmal gehörende Kloster zurück zu kaufen. Und die Nonnen wurden wieder katholisch.
1568 reformierte jedoch dessen Sohn Herzog Julius das Kloster erneut und die verwirrten Nonnen wurden wieder evangelisch. Und das blieb so bis 1630. Denn in diesem Jahr erwirkte der Erzbischof Ferdinand von Köln, dass Dorstadt wieder der Diözese(3) Hildesheim zugeordnet und somit wieder katholisch wurde.
Aber nun durften die evangelischen Nonnen, ohne wieder katholisch werden zu müssen, endlich gehen. Das Kloster blieb lange Zeit unbewohnt. Später wurde es jedoch wieder nach und nach mit katholischen Nonnen „besetzt“.
1646 fielen bis auf den Kirchturm abermals sämtliche Klostergebäude einem Großfeuer zum Opfer.
Zwischen 1680 und 1720 wurde es von Probst Wischmann im Stil des Frühbarock(4) neu errichtet. Das Klosterleben kehrte zurück.
Doch 1810 wurde es ein Opfer der von Napoleon verordneten Säkularisation(5) und wurde an den Braunschweiger Bankier Wilhelm Löbbecke verkauft.
1919 brannten das Kloster und die Kirche wiederum ab. Das Kloster wurde neu errichtet, die Kirche jedoch nicht. Ihre immer noch beeindruckenden Überreste strahlen jedoch den geheimnisvollen Charme des Vergangenen aus. Auf unserem rechten Foto aus dem Jahr 1903 sind Teile des Klosters und der Kirche noch gut auszumachen.
1947 brannte der Westflügel des Klosters aus und wurde 1983 mit einem Dachstuhl in der Form des Originals versehen.
Das Anwesen befindet sich noch immer im Besitz der Löbbeckes. Nur, dass ihr Name heute den adligen Zusatz „von“ beinhaltet. Das so genannte Herrenhaus (oben links abgebildet), früher Sitz der Priorin(6), dient dem Eigentümer als Wohnhaus. Das ehemalige Kloster (links) mit seinem sehenswerten Kreuzgang beinhaltet vermietete Wohnungen. In den Stallungen befindet sich ein Museum mit vielen Landwirtschaftsgeräten aus längst vergangenen Zeiten.
Unendlich erscheint der sich hinter dem Herrenhaus befindliche Gutspark mit seinem idyllisch gelegenen Teich, auf dem sich die Enten tummeln. Die ausgedehnten Rasenflächen lassen die von Löbbeckes kaum vom Sitz des Rasenmähers kommen, wie uns die charmante Schwiegertochter des „alten“ von Löbbecke erklärte (2002). Besitz verpflichtet. Besitz macht aber auch Arbeit.
Abschließend noch ein Tipp: Anlässlich des „Tages des offenen Denkmals“ ist das Anwesen zu besichtigen! Aber bitte vorher erkundigen.
(1) Augustiner |
Zusammenfassende Bez. für zahlreiche (männl. und weibl.) kath. Klostergenossenschaften, die nach der wohl auf Augustinus zurückgehenden Augustinusregel (A.-Regel) leben. Zu den A. zählen die A.-Chorherren, die A.-Eremiten. Bedeutende dt. Augustiner waren Luther, Abraham a Sancta Clara, G.Mendel. |
(2) Reformation |
durch Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jh., die zur Bildung der protestantischen Kirchen führte. 2. Erneuerung, geistige Umgestaltung, Verbesserung. |
(3) Diözese |
Amtsgebiet eines katholischen Bischofs |
(4) Barock |
Kunststil von etwa 1600 bis 1750 in Europa, charakterisiert durch Formenreichtum und üppige Verzierungen. |
(5) Säkularisation |
Verweltlichung, Loslösung aus den Bindungen an die Kirche. |
(6) Priorin |
Klostervorsteherin |
Und nun geht es heim. Bei Ohrum verlassen wir die B4 und fahren über Neindorf, Klein – Denkte nach Groß-Denkte, am Rande der Asse. Zur Rechten dieses schönen Höhenzuges gelangen wir über Mönche-Vahlberg zur ersten Station unseres Ausfluges, Groß Vahlberg. Aber das Rittergut derer von Münchhausen kennen Sie ja schon.
Wir fahren noch einmal an dem auf der Höhe zu sehenden Galgenberg vorbei, an dem...
Wir werden wie immer von unserem Mariechen begrüßt. Und Sie? Übrigens unsere kuriose, kleine Kirche wird Ihnen in Tour 6 unter Punkt 1 vorgestellt!
Für Berichtigungen oder Ergänzungen zu dieser Tour sind wir jederzeit dankbar. Schicken Sie uns dann doch bitte eine Nachricht.
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