Beienrode   

4 Groß Steinum

Groß Steinum                

Nach Beienrode ist die nächste Station Groß Steinum.

 

Am Waldrand des Höhenzuges Dorm beginnt nördlich von Groß Steinum, in Dorfmitte müssen wir links abbiegen, der von FEMO angelegte Geologie- und Natur-Erlebnispfad Dorm.

 

Er ist 5,2 Kilometer lang und teilweise etwas beschwerlich zu begehen. 

 

 

Aber wir müssen ja nicht gerade heute diesen Rundweg „unter die Füße nehmen“.

Doch zumindest die gleich am Ortsrand gelegene Bockshorn-Klippe, mächtige Knollenquarzite, die vor 60 Millionen Jahren gebildet wurden, der inzwischen leider in drei Teile zerfallene und daher nicht mehr zum Schaukeln zu bringende Wippstein (Foto rechts) auf dem gegenüberliegenden Friedhof sollten uns einen Besuch wert sein.

Die zahlreiche Informationstafeln bringen uns das Leben und die technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit näher.

 

Von der Bockshornklippe zum Großsteingrab

Ein sehr schöner Weg mit herrlichem Ausblick auf den Elm und Groß Steinum führt uns zu dem nur 800 Meter von der Bockshorn-Klippe entfernten Großsteingrab (um 2000 bis 2500 v.Chr.).

 

 

 

1950/51 wurden die 17 Steine des Großsteingrabes (im Volksmund auch Hünengrab genannt) 200 Meter südwestlich des jetzigen Standortes auf einem Acker ausgegraben.

 

 

Sie waren jedoch stark verlagert, da sie beim Ackerbau störten und daher häufig an anderen Stellen auf dem Gelände abgelegt oder vergraben wurden.

In deren Nähe fand man zudem als Spuren aus der Anlage des Grabes verstreut liegende menschliche Knochen und Tonscherben.

 

 

Im kalten Februar 1952 wurden die Steine von Einwohnern des Dorfes auf hart gefrorenem Boden und leicht angetauter Schneedecke mit Hebebäumen, starken Seilen und Baumstammrollen auf einen Schlitten verladen und von einem Ochsengespann bis zum Waldrand des Dorms transportiert.

 

 

1960 wurde das Grab dort „fantasievoll“ wieder errichtet, da eine genaue Rekonstruktion aufgrund der gestörten Lage der Steine nicht möglich war.

 

 

Hierbei orientierte man sich an dem in dieser Gegend einzig gut erhaltenen Grab der Lübbensteine bei Helmstedt (Tour 4, Punkt 1).

 

 

 

 

Die ehemalige Wasserburg Neuhaus

 

Nur wenige hundert Meter westlich von Groß Steinum wurden aufgrund des unterschiedlichen Getreidewuchses die Umrisse der Burg ausgemacht. Foto: Herbert HoinkisIm August 2000 konnte Herbert Hoinkis aus Burgdorf mit einem Motorsegler westlich von Groß Steinum (siehe Foto) anhand des unterschiedlichen Getreidewuchses auf einem Acker den ovalen Grundriss einer ehemaligen von Gräben umgebenen Burg ausmachen. Die Umrisse lassen zudem das Vorhandensein eines Wehrturmes als auch mehrerer Brunnen vermuten.

 

Auf unsere Bitte hat sich Herr Hoinkis spontan bereit erklärt, uns seine aufgrund des Detailreichtums sensationellen Luftaufnahmen für die Abbildung auf unserer Seite zu überlassen und den  nachstehenden, von ihm für uns verfassten Bericht veröffentlichen zu dürfen.

 

 

Die ehemalige Burganlage „Dat nije Hus“ bei Groß Steinum aus der Luft gesehen

 Deutlich sind die Fundamente der Burg und die Umrisse des Wassergrabens zu erkennen. Foto: Herbert Hoinkis

Auf einem längeren Überlandflug im August 2000 gelang mir westlich von Groß Steinum eine aufregende Beobachtung: In den gleichmäßig gelben Getreidefeldern der Elmbörde zeichneten sich deutlich die Umrisse einer ehemaligen baulichen Anlage ab. Ein großes Viereck in der Mitte, von einem noch größeren ovalen Umriss umschlossen, ließ deutlich eine vergangene Burganlage erkennen. Sofort griff ich nach dem Fotoapparat, den ich beim Fliegen immer dabei habe, um solche luftbildarchäogischen Befunde festzuhalten.

 

Bildlich festhalten musste man ihn dringend: einerseits zeigte sich die Anlage mit ungewöhnlicher Schärfe und großem Detailreichtum, andererseits stand die Ernte bevor, bald würden Mähdrescher ihre Bahnen über die Felder ziehen und die ganze Erscheinung wieder wegradieren. Denn es waren ja die Getreidehalme, die mit ihrem unterschiedlichen Wuchs das ganze Bild erst erzeugt hatten. Abhängig vom Untergrund und den darin verborgenen Strukturen, beispielsweise Gräben oder Steinfundamenten, hatten die Pflanzen unterschiedlich tief gewurzelt. Von der daraus Die Wasserburg hatte eine Länge von ca. 120 und eine Breite von ca. 90 Metern. Foto: Herbert Hoinkisresultierenden Nährstoffversorgung aber hängt es ab, zu welcher Zeit die Halme sich gelb färben, oder, in diesem Fall, wie hoch die einzelnen Halme wachsen. Auf diese Weise können die Ähren eines Roggen- oder Weizenfeldes sichtbar nachzeichnen, welche Verhältnisse anderthalb Meter tiefer im dunklen Untergrund herrschen, und, wie hier, eine längst untergegangene(!) Burg auf ihren übrig gebliebenen Fundamenten wiedererscheinen lassen.

 

Wenn dann eine tiefstehende Sonne mit streifendem Licht die Höhenunterschiede der Halme reliefartig hervorhebt, ergibt sich ein noch deutlicheres Bild des früheren Bauwerkes. Auch auf späteren Flügen habe ich diese wirklich eindrucksvolle Anlage gern wieder aufgesucht und noch einige Male fotografiert.

 

Herbert Hoinkis

Oktober 2004

 

 

 

 

Die Wasserburg Neuhaus wurde 1297 erstmals urkundlich erwähnt (siehe www.burgeninventar.de  - Burgen und Schlösser in Ldkr. Helmstedt).

 

In einer Sage ist die Rede von einem der Familie von der Asseburg zugehörigem Vorwerk, der "Neue Hof" genannt. Diese Burg wäre ein arges Räubernest geVon links nach rechts: Herr Hoinkis, Frau Dr. Bernatzky und Dr. Schweitzer bei der Vermessung des Burggeländes. Foto: Braunschweiger Zeitungwesen, in dem die Räuber viele Schätze und Kostbarkeiten aufbewahrt hätten.

 

Auf dem von der Braunschweiger Zeitung am 14. Oktober 2004 veröffentlichten Foto führen Herr Herbert Hoinkis, die Archäologin Frau Dr. Monika Bernatzki und Herr Dr. Christian Schweitzer (von links nach rechts) anhand der Luftaufnahmen erstmals geomagnetische und geoelektrische Messungen durch, um Rückschlüsse auf die alten Bauwerke zu ziehen.

 

Vor der Auswertung der Daten stellte Dr. Schweitzer schon jetzt fest, dass sie außergewöhnlich groß war. Geschätzt wurde eine Länge von 120 und eine Breite von 90 Metern.

 

In dem Bericht der Braunschweiger Zeitung vermutet Frau Dr. Bernatzky, "dass die Befestigung aufgrund archäologischer Funde (Tonscherben) im Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) genutzt wurde. Wahrscheinlich um die Straßen zu kontrollieren, die durch das ehemalige Sumpfgebiet zwischen Schunter und Lutter führten.

 

Damit gehöre die Burg nicht zu den "Schunterburgen", welche die ältere Forschung für eine frühmittelalterliche Befestigungslinie gehalten habe."

 

  

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