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Über Hornburg zur
Hubertuskapelle und zurück |
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Bitte Ortsnamen anklicken!
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Klein Vahlberg |
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3 Hornburg | |
4 Liebenburg |
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5 Lutter am Barenberge |
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6 Hainberg |
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7 Wohldenberg |
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8 Schloss Oelber |
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9 Burg Lichtenberg |
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10 Gebhardshagen |
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11 Heiningen |
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12 Dorstadt | |
Kurzfassung für Eilige |
Tour Nr. 3 – ca. 140 Kilometer |
Bestandteil der Webseite "Im Braunschweiger Land" |
Unsere Adresse: http://www.braunschweig-touren.de |
Von Schöppenstedt kommend, 25 km
östlich von Braunschweig an der Südseite des Elms gelegen, sehen wir links auf einem Hügel am
H
orizont einen einsamen Baum, der uns „schaudernd“ an einen Galgen
erinnert. In Klein Vahlberg werden wir ihn wiedersehen. Nur Geduld!
Das
Ortsbild des erstmals 1242 urkundlich erwähnten Groß Vahlberg
wird hauptsächlich von dem
Rittergut derer von Münchhausen
bestimmt.
1776 hat ein Zweig dieser berühmten Familie das Gut erworben
und bis heute in seinem Besitz behalten.
Ungeschützt
von Wällen oder Wassergräben hat es in Kriegszeiten ungewollt Einquartierungen
und Plünderungen über sich ergehen lassen müssen. 1641, im
30-jährigen Krieg (1618 bis 1648), hat die kaiserliche Armee die
Hälfte des Dorfes in Brand gesteckt.
Auf dem
Hof dieses schon wegen seiner Größe beeindruckenden Gutes wurde das Kavaliershaus(1) des 1813 abgerissenen Schlosses Salzdahlum,
zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wieder errichtet.
Hinter
dem Hof befindet sich ein um 1800 im Stil eines englischen Garten angelegter
Gutspark, der jedoch leider der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Aber
einmal herumgehen und durch den Zaun schauen sollte man schon.
Übrigens, heute reitet bestimmt keiner mehr der Nachfahren des berühmten Lügenbarons Münchhausen auf Kanonenkugeln, eher schon auf einem Pferd.
Das Innere der 1421 erbauten
Kirche
lässt erkennen, welche Rolle der Adel in Groß Vahlberg auch heute noch
spielt. In der so genannten „Prieche“ sitzen schon seit Jahrhunderten
beim Gottesdienst die Gutsherren, denn in Groß Vahlberg ist noch
eines der letzten Patronate Niedersachsens lebendig (Stand
2002).
Oberhalb des Gutsparkes
führt am Fuße der Asse ein wunderschöner
Wanderweg zu den ehemaligen
Grabstätten
derer von Münchhausen.
Inmitten des kleinen Wäldchens finden wir die gepflegte Anlage mit Gräbern aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Allein der herrliche Ausblick auf die Senke zwischen Asse und Elm ist einen Besuch wert. Und der weiterführende Wanderweg könnte uns verleiten, schon hier unsere Tour abzubrechen. Doch wir müssen weiter; vielleicht ein anderes Mal.
(1) Kavalier |
Zunächst Angehörige eines ritterlichen Ordens, dann jeder
Adelige. |
Oberhalb von Klein
Vahlberg, Mitte des 17. Jahrhunderts noch umgeben von Gruben, aus denen früher verschiedenfarbiger Alabaster(1)
gefördert wurde, befindet sich der vier
Meter hohe „Meescheberg“.
Er ist ebenso wie
der uns bereits aus Tour 1
bekannte Tumulus in Evessen ein Grabhügel aus der Bronzezeit
und wurde somit vor rund 3.800 Jahren
angelegt. Von hier hat man einen herrlichen Rundblick auf die umliegende Landschaft und die umgrenzenden
Höhenzüge, im Süden der Harz, im Norden der Elm und im Westen die Asse.
Richtung Norden erblicken wir in nur wenigen hundert Metern
Entfernung den uns schon von der Hinfahrt bekannten „Galgenberg“. Im Gegensatz zum Meescheberg wurden an diesem Grabhügel Ausgrabungen durchgeführt.
1907 fand Franz Fuhse
in seinem Zentrum eine beigabenlose, O-W- orientierte Körperbestattung sowie zwei Hockerbestattungen.
Vor dem Gesicht der östlichen Hockerbestattung lagen eine Silexklinge, eine geschweifte Henkeltasse und eine kalottenförmige Schale mit Standfuß. Vermutlich gehören die Gräber in den Übergang
zwischen Spätneolithikum und früher Bronzezeit. Darüber war die zunächst noch kleine älteste Hügelschüttung
angelegt.
Darauf folgte eine zweite Hügelphase, zu der eine
rechteckige, aus Bruchsteinen gelegte Steinpackung gehörte, die eine bereits beraubte
Körperbestattung enthielt.
Oberhalb der Steinpackung wurde eine
1,57 Meter große, grazile Frau in der
ersten Hälfte des 7.Jahrhunderts
bestattet. Neben ihr fand man einen Wölbwandtopf mit Standboden, ein fast völlig vergangenes Holzgefäß mit u-förmigen Randbeschlägen aus Bronzeblech sowie blaue und gelbe Glasperlen, eine Schilddornschnalle mit rechteckigem Beschlag und eine massiv gegossene Riemenzunge mit einer im Tierstil gehaltenen Verzierung aus vergoldeter
Bronze. (Verkürzt wiedergegebener Text aus der
Webseite der Bezirksregierung Braunschweig).
Es
war wirklich ein Galgenberg! Im Mittelalter und in der
frühen Neuzeit war er eine Hinrichtungsstätte. Der Galgen
befand sich am Südrande des Hügels. Schrecklich schön. Und wieder sieht man in
Gedanken leicht im Wind pendelnde ..., allerdings am Baum...
Fahren wir lieber
weiter. Über
Remlingen,
Klein Biewende
gelangen wir nach
Kalme.
Hinter Kalme
stoßen wir in einer scharfen Rechtskurve auf einen Hügel, auf dem sich ein von
Buschwerk eingehülltes
Bauwerk
verbirgt, mit einem Zaun und großem Tor gegen Eindringlinge geschützt. Es ist
groß und rund. Ein Raumschiff? Eine Halle für Großveranstaltungen? Mehrere Male sind wir schon
daran vorbeigefahren.
Und endlich, im Frühjahr 2002, treffen wir einen Landmann, der auf seinem Acker die Rüben zählt. „Da hat in den 1980ern ein Pharma-Unternehmen eine Abfalldeponie hingebaut. Die testen ja hier ihre Mittel für die Landwirtschaft. Und alles, was dadurch an Restmüll anfällt, lagern die da ein. Das Gebäude ist 50 Meter tief und hat auch einen Durchmesser von 50 Metern. Aber bald soll es ja wieder abgerissen werden.“
Und dann erzählt er noch, dass seinem Vater der Hügel mal
für wenig Geld vom Bürgermeister angeboten wurde, aber der wollte nicht. „Und
dann kam das Unternehmen und hat der Gemeinde eine Million DM
(ca. 500.000 Euro) für das Grundstück auf den Tisch gelegt! Die
könnte jetzt meine sein! Man darf gar nicht darüber nachdenken.“ Und dann zählte er wieder seine Rüben: “512,
513.....“
(1)
Alabaster |
Marmorähnliche, feinkörnige, reinweiße, durchscheinende
Art des Gipses. |
Die Altstadt von Hornburg ist ein
Kleinod – ein historisches Kulturdenkmal von hohem
Rang. Das Rothenburg
des Nordens. Nach dem traurigen Niedergang der Altstadt von
Braunschweig im letzten Weltkrieg (hoffentlich war es auch der letzte) hat Hornburg u.a. für die Geschichte des
niederdeutschen Fachwerks einen großen Wert erhalten.
1512 hat ein Stadtbrand Hornburg vernichtet. Nur das Haus Wasserstraße
Nr. 7 hat dieses Ereignis überlebt und ist somit
das älteste Haus des Ortes. Es wurde 1508 erbaut.
Eines der schönsten und größten Häuser war und ist das Neidhammelhaus aus
dem Jahre 1563. „War“, weil 1972 durch Brandstiftung
der hintere Teil des
Hauses abbrannte, „ist“, weil die wertvolle
Fassade erhalten blieb. 1996 wurde
der Wiederaufbau für 1,5 Millionen DM (ca. 750 Tausend
Euro)
abgeschlossen. Wirklich gut angelegtes Geld.
Über sämtliche Häuser und verträumte Winkel hier zu
berichten ist müßig. Da gibt es noch die sich in Privatbesitz befindliche Burg, den Garten der Sinne, die Hagenmühle (rechts) und, und....
Als ersten Besitzer der Burg
wird Mitte des 11. Jahrhunderts das Stift Halberstadt genannt. Sie war eine Trutzfeste gegen die Braunschweiger
Herzöge. 1113 belagerte und zerstörte sie Heinrich der V. .
Aber sie wurde wieder aufgebaut.
1166 zog der Halberstädter Bischof Ulrich von
der Hornburg aus gegen Heinrich den Löwen. Doch der erkannte die Gefahr und auch er zerstörte die Burg.
1179 war es wiederum Heinrich, der die Burg nach einem neuerlichen Angriff des Bischofs
fast dem Erdboden gleich machte.
Und nun traute der Bischof auch den inzwischen regierenden
Söhnen Heinrichs des Löwen nicht mehr. Von 1193 bis 1201 erhöhte er die Wehrhaftigkeit der Burg durch stärkere
Mauern und Wälle. Und das sollte sich auszahlen. Denn 1379 drangen die Braunschweiger wieder in Hornburg ein ... und
wurden zurückgeschlagen.
1418 nahmen die Gebrüder von Asseburg die Anlage in Pfandbesitz, aber bereits 1433 fiel die Burg an den Braunschweiger Rat
Aber zuvor, nämlich
1430 zogen die Herzöge Heinrich und Wilhelm von
Braunschweig gegeneinander zu Krieg. Heinrich eroberte die Hornburg und diese wurde nun zum vierten
Mal zerstört.
Aber die Burg wurde wiederum sofort aufgebaut. 1583 kaufte sie das Halberstädter Domkapital. Von denen holte sie sich aber daraufhin Herzog
Heinrich Julius von Braunschweig im Tausch gegen Kloster Stötterling.
Am 19. Januar 1645
wurde die arme Burg im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) von den Schweden
wiederum völlig zerstört. Das
war das fünfte Mal.
1910 errichtete der Privatbesitzer Georg
Lüdeke auf den alten Grundmauern ein Blockhaus als Wohnbau. 1922 erfolgte der Neubau der Burg auf
den alten Grundmauern. Und auch der Bergfried wurde erneuert. Sie wurde also fünfmal zerstört. Möge sie
doch nun endlich ihren Frieden haben.
Übrigens, auch das Heimatmuseum ist einen Besuch wert. Hier werden nicht nur die
Hintergründe der Hornburger Baulichkeiten erläutert, sondern es wird auch des
wohl größten Sohnes der Stadt, Papst
Clemens II. gedacht.
Die aufschlussreiche
Seite der Stadt
Hornburg gibt erschöpfend Auskunft.
Am Besten die Seiten „Historische Altstadt“ ausdrucken und damit auf
Stadtbesichtigung gehen. Übrigens Stadtbesichtigung: Von Mai
bis Oktober finden am 1. Samstag jedes Monates geführte Stadtbesichtigungen statt. Nähere Auskünfte über diese E-Mail oder Telefon 05334-94910 (Stand 07/2002).
Wir lassen Schladen mit der größten Schlangenfarm Europas,
dieser sollten wir einen gesonderten Besuch widmen (siehe “Weitere Ausflugsziele“),
rechts liegen, überqueren die Autobahn
und sind bald in Liebenburg.
Kurz vor dem Ortsende (hölzernes Hinweisschild) biegen wir rechts
ab zur Liebenburg, die ursprünglich von Otto IV. errichtet, aber später zerstört wurde. 1292 wurde sie jedoch durch Bischof Siegfried
II. von Hildesheim zum Schutz gegen die Herzöge
von Braunschweig und Wolfenbüttel wieder erneuert. Ihr ursprünglicher Name
lautete „Levenborch“.
1523 kam sie an Herzog Heinrich den
Jüngeren. Von 1541 bis 1542 wohnte auch hier seine Geliebte, Eva
von Trott. In vielen Legenden und Sagen tritt sie noch heute als die „weiße
Frau“ auf, die im Burggarten und Burghof erscheint.
Im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) diente die Burg Tilly und Wallenstein als Unterschlupf und wurde 1633 durch ein schwedisches Dragonerregiment zerstört. Und im Laufe der Zeit verlor sie mehr und mehr ihren Verteidigungszweck und verfiel.
1754 wurde sie fast vollständig abgebrochen und statt
ihrer von Fürstbischof Clemens August , einem bayrischen Prinzen, das heutige Barockschloss(1) und
die integrierte katholische Kirche errichtet. Leid
er kann das Schloss nicht besichtigt werden,
da es sich in Privatbesitz befindet.
In der evangelischen Schlosskirche St. Trinitatis befinden sich erwähnenswerte Deckengemälde, die das Leben des hl. Clemens Romanus darstellen. Die ursprünglich 1518 erbaute Kirche wurde abgerissen und statt ihrer 1863 die jetzige errichtet.
Von der Burg sind nur noch der Bergfried, der so genannte Wachtmeister- oder Hausmannsturm, die Brunnenstelle und der „unterirdische“ Gang sowie
Reste von zwei Mauertürmen der Vorburg erhalten.
Vom Turm hat
man bei klarem Wetter einen herrlichen Ausblick auf den Harz mit
seinem höchsten Berg, den Brocken, und
auf das Vorland.
(1) Barock |
Kunststil von etwa 1600 bis 1750 in Europa,
charakterisiert durch Formenreichtum und üppige Verzierungen. |
Über Othfresen
gelangen wir nach Lutter am Barenberge.
Am 23. Mai 1618 warfen protestantische Adlige zwei katholische Räte mit
ihrem Schreiber nach heftigem Glaubensstreit aus dem Fenster der Prager Burg.
Aus 17 Meter Höhe. Sie landeten aber auf einem Reisighaufen, andere schreiben, im
Burggraben, mehr oder weniger verletzt. Dieses war der Zündpunkt für den Beginn
des 30-jährigen Krieges. Es
war der Krieg der Katholiken
gegen die Protestanten. Oder umgekehrt.
Eine der darauf ausbrechenden Kriegsschlachten fand südlich von Lutter am
Barenberge statt. Der Protestant Christian
II., König von Dänemark, zog
mit seinen rund 28.000 Kriegern Richtung Süden, um sein Land und Niedersachsen vor dem
Übergriff des katholischen Glaubens zu schützen.
Südlich von Lutter traf er auf die Truppen von Tilly und Wallenstein,
welche die ebenso starken Heere des Kaisers Ferdinand II. befehligten. Nach einem blutreichen, dreitägigen Kampf
wurde der Däne am 27.08.1626
vernichtend geschlagen.
Es muss ein furchtbarer Krieg gewesen sein, denn rund 15.000
Krieger und unschuldige Bürger kamen zu Tode. Christian II. floh jetzt Richtung Norden bis nach Jütland, immer verfolgt von Wallenstein und dem einen Landstrich
der Verwüstung hinterlassenden Rest seines Heeres.
Am 22. Mai 1629
kam es dann zum Frieden von Lübeck. Der dänische König hatte fast alle Bedingungen zu
akzeptieren und schied aus dem 30-jährigen Krieg aus, dessen Beendigung am 24.
Oktober 1648 durch den „Westfälischen
Frieden“ in Münster beschlossen wurde.
Die Bedeutung der auf der linken Seite Lutters befindlichen Burg im 30-jährigen Krieg liegt im Dunkeln. Es ist nur bekannt,
dass einige Krieger des Dänenkönigs dort Zuflucht suchten, aber jedoch bald
darauf gefangen (?) genommen wurden.
Die Burg wurde im 14. Jahrhundert in dieser noch heute bestehenden Anlageform auf den Resten
der 1152 durch einen Krieg zwischen
Markgraf Albert dem Bären und
Herzog Heinrich dem Löwen
zerstörten Burg errichtet.
1259 erwarb Bischof Johann I. von Hildesheim die Burg und ließ sie 1270 ausbauen. Um 1318 wurde der noch erhaltene Palas(1)
errichtet.
Für die Anlage einer Domäne, die jedoch 1960 geschlossen
wurde, sind der Wassergraben eingeebnet und die Burgmauern abgerissen worden.
Die Burgreste verfielen mehr und mehr. Bis 1980 eine Gruppe junger Menschen die Burg erwarb und begann,
sie zu ihrem Domizil auszubauen. Sie leben in einer Kommune ohne hierarchische Zwänge und haben mit viel Fleiß und
Ausdauer einen Großteil der Gebäude wohnlich hergerichtet. Ein Anbau dient
heute als Ferienhaus, in dem des öfteren
Studenten wohnen, die in größeren Räumen Seminare veranstalten. Ihren Unterhalt bestreitet die Kommune durch
Brotverkauf aus einer eigens
hergerichteten Backstube sowie den Betrieb einer Mosterei, Tischlerei,
Textildruck , u. u. Doch besuchen Sie
doch einmal deren Webseite, Sie
werden überrascht sein.
Zugegeben, der Besuch des Burginneren mag Leuten, die nur
ihren gepflegten Garten als Maß aller guten Dinge ansehen, etwas „fremd“ erscheinen.
Es sind nette, junge Leute, die
uns herzlich willkommen hießen.
(1) Palas |
Wohn- oder Saalbau einer mittelalterlichen Burg. |
Von Lutter am Barenberge geht unser Ausflug über Wallmoden nach Sehlde. Dort biegen wir links ab und fahren durch den Hainberg mit seinen herrlichen Buchenwäldern zum Jägerhaus.
Ein ausgeschilderter Weg führt uns rechts
abbiegend zum Jägerhaus, wahrscheinlich 1830 von Graf Ernst Friedrich Herbert von Münster erbaut, später Försterei des
ehemaligen Fürsten zu Derneburg, jetzt ein nettes Waldlokal.
Der langgestreckte Anbau aus dem Jahre 1936 geht wahrscheinlich auf den damaligen „Reichsjägermeister“
Hermann Göring zurück, der den
alljährlichen Hubertusfeiern (3.
November, Hubertus` Namenstag) beiwohnte. Der Turmbau wurde im Jahre 1881 errichtet.
In dem Felsen unterhalb des Jägerhauses befindet sich die Hubertuskapelle mit einem Altar und einem in Stein gehauenem Bildwerk. Aber auch an der Außenwand wurde bereits im Jahre 1727 ein derartiges Kunstwerk in Stein gemeißelt. Beide Bilder
zeigen einen Hirsch mit Kreuz
zwischen dem Geweih, vor ihm ein vor Ehrfurcht erstarrter Jäger.
Laut einer Sage lebte in den „Heinbergen“ ein wilder Jäger,
der selbst feiertags auf Jagd ging. Als er einmal an einem Karfreitag
einen Hirsch verfolgte und seinen Speer nach i
Da sank der Jäger dieses anbetend zu Boden und gelobte ein Christ zu werden. Er ließ sich taufen und erhielt den Namen Hubertus, der aufgrund dieser Legende später zum Schutzpatron der Jäger erhoben wurde.
Übrigens hat Hubertus wirklich
gelebt. Er war ein fränkischer Graf, dann Geistlicher und anschließend sogar Bischof.
Der Schöpfer
dieser Kunstwerke ist leider nicht bekannt.
Wohl aber der Auftraggeber zum Bau der Kapelle. Eine
in ihr befindliche lateinische
Inschrift lautet, ins Deutsche übersetzt: “Im
Jahre 1733 habe ich, Johann Friedrich Anton Freiherr von Bocholtz, diese anlegen lassen. Geliebte Nachkommen, gedenket meiner
und betet für mich.“ Zudem wurde in die Decke der Kapelle sein Wappen gemeißelt. Bocholtz lebte von 1680 bis 1755. Ob wohl noch jemand an ihn denkt und für ihn betet?
Das äußere Bildwerk
wird von zahlreichen Inschriften
umrahmt. Viele berühmte Persönlichkeiten,
welche die Kapelle besuchten,
haben sich hier verewigt.
Aber auch „gemeines“ Volk aus der Jetztzeit,
allerdings nicht in gerade künstlerischer Gestaltung. Über dem Eingang
zur Kapelle prangt die des Kirchenfürsten „Clemens August Churfürst zu Cölln, Hertzog in Bayern,
Bischoff zu Hildesheim...“, der diese Stätte
am 4. Oktober 1729 besuchte.
Die Kapelle ist verschlossen. Der Schlüssel kann
aber in der Gaststätte ausgeliehen werden (Stand
2003), wenn ihn nicht ein Besucher, wie schon geschehen, versehentlich mit nach
Hause genommen hat!
Tipp: Vom Parkplatz des Jägerhauses führt ein
abwechslungsreicher Gras- und Sandpfad zu den Bodensteiner Klippen. Sobald vor Ihnen in Fels gehauene Stufen auftauchen, haben
Sie einen Teil von Ihnen, die Sofa-Klippen
erreicht.
Eine Felskuppe erinnert frappant an das beliebte Sitzmöbel.
Nehmen Sie Platz, gepolstert ist es allerdings nicht, und genießen Sie die herrliche
Aussicht!
Unsere Fahrt geht nun über Volkersheim und Schlewecke
in Richtung Sillium. Schon von weitem begrüßt uns
der die herrlichen Laubbäume überragende Bergfried und hofft auf unser Kommen.
Vor Sillium
biegen wir rechts ab zum Wohldenberg.
Vom Parkplatz führt eine geteerte, schmale Straße zur Burg.
Von wem und wann die ehemalige Wasserburg errichtet wurde ist unbekannt. 1172 nennt sich ein Ludolph II. „Graf von
Woldebergh“. Ab 1178 tritt dieser Name häufiger auf.
Nach 1208
traten die Wohldenberger mit ihrer
Burg zu den
Welfen, zu Otto IV., über.
Aber im Streit zwischen Kaiser Barbarossa und Herzog Heinrich dem Löwen standen die Wohldenberger auf Seiten des Kaisers. Das
bekam Ihnen aber nicht gut, denn Heinrich fackelte nicht lange und zerstörte die Burg.
Sie wurde neu errichtet und 1275 aus Geldnot an den Bischof Otto I. von
Hildesheim für 1.500 Mark verkauft. Das Geschlecht der Wöltingeroder
erlosch im Jahre 1383.
Durch viele Fehden im 14. Jahrhundert wurde aber auch der Geldsack des Bischofs immer dünner und
er verpfändete sie für über hundert Jahre an die Familie von
Bortfeld.
Als Folge der Stiftsfehde gelangte die Burg anschließend an den Herzog
Heinrich von Braunschweig.
1641 wurde die Burg durch die Beschießung kaiserlicher Truppen
zerstört und konnte seitdem kaum noch als Festung genutzt werden. Um 1800 wurde sie auf Abbruch für 500 Taler verkauft.
Der schmale, tief ausgehauene Burgweg führt uns vor das Torhaus. Die ursprüngliche Zugbrücke wurde nach Zuschüttung des Burggrabens durch einen Steinbau mit Spitzbogentor
und
rechteckiger Gangpforte,
160 cm hoch, ersetzt.
Links neben dem Tor steht ein Eckturm. Der ehemalige Wach- und
Befestigungsturm mit seinen starken Mauern
ist jetzt der Glockenturm der Kirche.
Vorhanden ist außer den wenigen Mauerresten nur noch der rechts abgebildete Bergfried, der im 2. Weltkrieg (1938 bis 1945) als Flakturm genutzt wurde. Von ihm kann man bei guter
Sicht die Kirchtürme von Braunschweig und den höchsten Berg des Harzes, den Brocken erblicken.
Sehenswert ist auch die auf dem Innenhof befindliche St. Hubertus-Kirche, geweiht dem Schutzpatron der Jäger. Sie wurde erbaut im
Jahr 1731 von
Fürstbischof Clemens von Hildesheim und ist die Nachfolgerin einer Burgkapelle, die im 30-jährigen Krieg zerstört wurde.
Von Wohldenberg geht unsere Tour über Sillium nach
Baddeckenstedt. Dort biegen wir links ab auf die B 6. Nach wenigen 100 Metern
verlassen wir schon wieder diese vielbefahrene Straße und biegen rechts ab nach Oelber am weißen Wege.
Der
weiße Weg war früher eine Verbindungsstraße auf dem Kalkstein des
Rasteberges nach Groß-Elbe. Daher dieses schöne Anhängsel.
Nach einer Sage war Aschwin von Cramm um 814
Erbauer des Schlosses.
Die
Vorläuferin des Schlosses war eine Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert,
wahrscheinlich erbaut von den von Meinersen. Mit diesen und anderen
Adelsfamilien teilten sich die von Cramm über viele
Jahrhunderte hinweg mit wechselnden Anteilen den Besitz.
1588
wurde der mittelalterliche Rundbau im Renaissancestil(1) errichtet. Die
Jahreszahl wird belegt durch eine Inschrift mit dieser Jahreszahl
an der tonnenwölbigen Tordurchfahrt.
Ab 1766
wurden die von Cramm Alleineigentümer des Schlosses und der
dazugehörigen Besitzungen.
Das Schloss
wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach baulich umgestaltet. In vielen
Kriegen, insbesondere nach der dreimonatigen Besetzung im Jahr 1626
durch den Kriegsherrn Tilly im 30-jährigen Krieg (s.Lutter am
Barenberge), erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen. Denn nach dessen Abzug
nahmen die Dänen unter Phillip Reinhard von Solms das Schloss ein
und verwüsteten es.
Die
wohl einschneidendste Umgestaltung der Hauptburg erfolgte um 1850 durch
den damaligen Schlossherrn Adalbert Hildemar von Cramm. Der Ostflügel
wurde modisch erneuert und der Treppenturm erhöht. Er sollte so den Eindruck
eines Bergfrieds erwecken.
Die südlich liegende Kapelle wurde 1592 bis 1594
von Burchard und Franz von Cramm errichtet. Im Inneren und an den
Außenwänden finden wir als Erbbegräbnis(2)
zahlreiche Epitaphe (Grabdenkmäler) der Familie von Cramm
und der mit ihr verwandten Geschlechter.
Das von
Crammsche Rittergut mit seinen über 800 Morgen(3) Land,
den umfangreichen Viehbeständen und Nebenbetrieben wie Brauerei und Brennerei,
gab vielen Familien Lohn und Brot. Eine Ziegelei und ein Kalkwerksbetrieb
haben ihren Betrieb vor Jahren eingestellt. Der einst das Schloss
umgebende Wassergraben ist trockengelegt und aufgefüllt.
Der
wohl berühmteste von Cramm der letzten Jahre war Gottfried, der
„Tennisbaron“. 1976 starb er im Alter von nur 65 Jahren und fand auf
dem Familienfriedhof seine letzte Ruhe.
Vor
nicht langer Zeit begründeten Helena Freifrau von Cramm und Frau Anna
von Veltheim das Oelber-Event. In den umgebauten Pferdeställen
können Sie klassischer Musik lauschen, Hummer schlemmen oder auch auf
Antiquitätenmessen Altes erwerben. Oktoberfest
und Weihnachtsmarkt, auch auf dem Freigelände im Schatten des Schlosses,
sind Jahr für Jahr gern besuchte Veranstaltungen. In der Rubrik „Weitere
Ausflugsziele“ finden Sie zur Web-Seite des Oelber-Event.
Übrigens
wurde hier in den 1950er Jahren der bekannte Film „Das Spukschloss im
Spessart“ mit Liselotte Pulver gedreht.
(1) Renaissance |
(1500-1650). Von Italien ausgehender Baustil. Im
Kirchenbau wird das Langhaus von einem Tonnengewölbe überspannt, getragen von
durch Rundbögen verbundenen Pfeilern. Über dem lichtdurchfluteten Zentrum
ruht eine große Kuppel. Beispielhaftes Muster für den Profanbau (Rathäuser,
Burgen u.ä.) ist das Gewandhaus in Braunschweig. |
(2) Erbbegräbnis |
Recht des Patronaten, der für den
Unterhalt der Kirche zu sorgen hatte, in dieser eine Familiengruft
einzurichten. |
(3) Morgen |
urspr.
Land, das ein Gespann an einem Morgen pflügen kann altes dt. Feldmaß; landschaftlich
verschieden zw. 0,255 und 0,388 ha. |
Von Oelber am weißen Wege kommend biegen wir inmitten des Waldes der Lichtenberge links ab zur Burg Lichtenberg
und betreten das Burggelände
durch eine Toranlage der äußeren,
wahrscheinlich spätmittelalterlichen Ringmauer.
Die Burg Lichtenberg, auch Heinrichsburg genannt, diente Heinrich dem Löwen, um die wichtige
Kaiserstadt Goslar, die ihm von Kaiser
Barbarossa genommen worden war, zu überwachen und die
Handelsverbindungen und Zufuhren zu stören. Und somit war sie die strategisch
und historisch bedeutendste welfische Burganlage.
Nach der Ächtung Heinrichs (s. unseren gesonderten Bericht über “Heinrich der Löwe“)
wurde die Burg jedoch 1180 von
Barbarossa eingenommen.
Später war sie ein wichtiger Besitz der Staufen im
Kampf gegen Braunschweig. 1206 missglückte ein Versuch der Braunschweiger die feste Burg
einzunehmen.
1388 gelangte sie durch Erbteilung an Achwin
von Salder, der von der noch sehr gut befestigten Burg
mit seinen Raubgesellen Kaufleute überfiel,
Braunschweigern die Höfe enteignete und Korn stahl.
1552 wurde sie von „den wilden Scharen“ des Grafen
Volrad
von Mansfeld durch die „mit Pulver geladenen Geschütze
einer neuen Zeit“ gänzlich zerstört. Die Trümmerreste dienten dem Aufbau der Domäne Lichtenberg.
Die Anlage gliedert sich in die obere
Kernburg und eine 20 Meter tiefer liegende,
spornartige Vorburg. Die Kernburg auf
einer Grundfläche von 45 mal 80
Metern wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, aber nach 1170, umgeben von einer dicken Ringmauer,
errichtet.
Besonders bemerkenswert sind die 1957 entdeckte Heizungsanlage für den im Grundriss 10 mal 8,50Meter großen Wohnturm aus jüngerer Zeit und der 60 Meter tiefe Brunnen,
sowie die Pflasterung der Einfahrt, die noch
heute Schleifspuren der Wagenräder aufweist,
die einst die Burg
befuhren.
1861 wurde der 21 Meter hohe, ehemals runde Bergfried niedergelegt. Von 1892 bis 1893 erfolgte eine erste Restaurierung und der Neubau des Turms,
in dem sich jetzt eine Dauerausstellung über die Burg und ihre Geschichte befindet.
Am nordöstlichen Hang, unterhalb der Kernburg, liegt der 8 mal 31,5 Meter große Palas(1),
wahrscheinlich erbaut von Kaiser Otto IV.,
dem zweitältesten Sohn Heinrichs des Löwen.
Unterhalb der Burg befindet sich ein gern besuchtes Waldlokal.
(1) Palas |
Wohn- oder Saalbau einer mittelalterlichen Burg. |
Über Lichtenberg (dort rechts abbiegen in Richtung
Salder) erreichen wir
Gebhardshagen mit seiner sehenswerten
Wasserburg.
Erbaut um das Jahr 1000 ist sie eine der ältesten Wasserburgen im Braunschweiger Land. 1154 wurde
sie erstmals als hus to dem haghen urkundlich erwähnt. In
ihrem Schutz entstand das 1235
erstmals schriftlich erwähnte Dorf De(in)Indagine, 1312 und 1235 in einer Urkunde Gheverdeshag(h)en genannt.
1280 erhielt der Ritter Gebhard von Borgfeld von den Wolfenbüttler Herzögen die Besitzrechte über die Burg und ist somit deren Namenspatron.
1406 zerstörten
Truppen des Bischofs von Hildesheim den größten
Teil der Anlage. Aber der Braunschweiger
Herzog ließ alsbald die Türme und das Zeughaus
wieder errichten.
1621 wurde lt. Merian anstatt der alten Kapelle St. Nicolaus eine neue Kirche
erbaut. Doch deren Turm wurde 1791 von einem Blitz getroffen und völlig zerstört. 1810 wurde
erfolgte der Neuaufbau des Turmes in seiner heutigen Form. Von 1862
bis 1864 erhielt die Kirche ein neues Querschiff(1) im neuromanischen(2)
Stil.
(1) Querschiff |
Der Raum einer Kirche, der quer vor dem Langhaus liegt. |
(2) neuromanisch |
(1830-1900). Nachahmung
des von 1050 bis 1230 angewandten Baustils: Halbkreisförmige Rundbogen. Große
ebene Flächen. Dicke wehrhafte Mauern. |
Von Gebhardshagen über Lobmachtersen, Flach-Stöckheim, Groß- und Kleinflöthe kommend erreichen wir nach „Überwindung“ des schönen Oderwaldes den Ort Heiningen.
Trotz
fehlender Gründungsurkunde sind sich die
Chronisten
einig, dass das Kloster
Heiningen
als Kanonissenstift(1)
im Jahr 1001
gegründet wurde.
Der Hildesheimer Bischof und spätere Heilige Bernward zog eigens mit den beiden Gründerinnen, der edlen Frau Hildeswit und ihrer Tochter Alburgis nach Italien, um dort von Kaiser Otto III. die Genehmigung zur Klostergründung zu erbitten. Hierüber liegt ein Bestätigungsschreiben Kaiser Heinrichs II. vor, das dieser 1013 in der bei Werlaburgdorf gelegenen Kaiserpfalz Werla unterzeichnete.
Die
Kanonissen verfügten über einen
beachtlichen Grundbesitz, in und um Heiningen, aber auch im Bistum
Halberstadt.
Im Jahre 1126 wurde
das Stift reformiert und die Augustinerregel(2)
eingeführt. Die ehemalige
Stiftkirche St. Peter und Paul
diente auch der Gemeinde als Gotteshaus. Wirtschaftlich
bedeutend war
die 1140 erteilte kaiserliche Erlaubnis, einen Wasserlauf
der Oker nach Heiningen zu führen.
Trotz des hohen Grundvermögens der Augustinerinnen war das Kloster im hohen Mittelalter verarmt. Ursachen waren der Ausbruch der Pest und schlechte Ernten.
1451 erhielt der Prior Berthold des Sülteklosters
in Hildesheim die Verwaltung. Durch ihn kam das Kloster wieder zu Wohlstand und
konnte ca. 100 Ordensfrauen
aufnehmen.
Um 1569 ließ Herzog Julius von Braunschweig die Reformation(3) im Fürstentum Braunschweig
einführen und die Ordensfrauen wurden gezwungen, das
lutherisch-evangelische Bekenntnis anzunehmen.
Aber 1624
besetzte der Hildesheimer Bischof im Zuge der Reform das Kloster wieder mit katholischen Ordensfrauen und richtete hier eine Pfarrstelle ein.
Im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648)
wurden das Kloster und die Kirche
ausgeplündert und z.T. stark zerstört. Die Kirche wurde am 5. Oktober 1658 neu konsekriert und die Klostergebäude nach 1661 wieder aufgebaut.
Die
Kriegsfolgen aus dem 17. und 18.
Jahrhundert setzten Heiningen sehr zu. Nachdem im Jahre 1806 das Kloster an das Königreich Westfalen gefallen war, wurde es 1810 aufgehoben. Die
Ländereien wurden an
Johann Samuel Markworth aus Schöningen
verkauft und kamen somit in Privatbesitz. Als
Erbschaft übernahm daraufhin Markworths
Tochter Christiane das Klostergut. Sie war
verheiratet mit dem Braunschweiger Woll- und Hopfenhändler
Carl Degener, der dann die Bewirtschaftung übernahm.
Nach Carl Degeners Tochter Sigrid übernahm 1954 deren Bruder Carllutz die Geschäfte. Zwecks Abwendung eines Konkurses verkaufte dieser 1982 die gesamte Ackerfläche.
Und heute ist dessen Sohn Andreas Degener, ein gelernter Landwirt, Besitzer des Anwesens. Er pachtete Land, schaffte eine Kuhherde an, deren Milch in der hauseigenen Käserei von ihm selbst verarbeitet und im auf dem Gelände befindlichen Hofladen verkauft wird.
Die Klosterkirche
wurde der Gemeinde als Gotteshaus zugewiesen und 2001 restauriert.
An der Innenseite der nördlichen Klostermauer wurden zahlreiche, stark verwitterte Epitaphe(4) befestigt.
Durch ein verschlossenes Gitter können wir einen Blick auf einige
Särge des unter dem
Kirchturm befindlichen Erbbegräbnisses(5) der
Familie Degener
werfen. Hinweise auf die
Vergangenheit der
Stiftskirche St. Peter und Paul als ehemalige Patronatskirche(6).
Auffällig ist der Taubenturm, der uns beim Betreten des Gutes sofort ins Auge fällt. Auf seiner Wetterfahne lesen wir die Jahreszahl 1786.
Gehen Sie einmal über das Gelände und rufen Sie die
Geschichte in Ihr Gedächtnis zurück. Sehen Sie Ordensfrauen über das Gelände
eilen oder im stillen Gebet verharren.
Und gehen Sie abschließend in die Klosterschänke. Der etwas triste Eindruck des Lokals lässt nicht erahnen, dass es hier mit die leckersten Grillhaxen im Braunschweiger Land gibt, zumindest für uns (Stand 2002).
Quellen: Braunschweiger Zeitung und "Heiningen, St. Peter und Paul", erschienen im Euro Art Verlag Kurt L. Lehner, Passau
(1) Kanonissen |
Weibl.
Mgl. der Kanonikerorden. Die meisten Kanonissenstifte (Klöster der K.;
seit dem 6.)Jh.)
wurden nach Reformation und Säkularisation aufgelöst oder in Damenstifte
umgewandelt. |
(2) Augustiner |
Zusammenfassende
Bezeichnung für zahlreiche (männl. und weibl.) kath. Klostergenossenschaften, die nach der wohl auf Augustinus
zurückgehenden Augustinusregel (A.-Regel) leben. Zu den A. zählen die A.-Chorherren,
die A.-Eremiten. Bedeutende
dt. Augustiner waren Luther, Abraham a Sancta Clara, G.)Mendel. |
(3) Reformation |
Durch
Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jh., die zur
Bildung der protestantischen Kirchen führte. |
(4) Epitaph |
Gedenktafel
mit Inschrift für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder an einem
Pfeiler. |
(5) Erbbegräbnis |
Recht des Patronaten, der für den
Unterhalt der Kirche zu sorgen hatte, in dieser eine Familiengruft
einzurichten. |
(6) Patronat |
Rechtsstellung
des Stifters einer Kirche oder seines Nachfolgers (mit Vorschlags- oder Ernennungsrecht
und Unterhaltspflicht für die Pfarrstelle). |
Unsere letzte Station führt uns nach Dorstadt zu dem
inmitten des Ortes rechts gelegenen ehemaligen Augustinerinnenkloster(1), 1189 von dem Edelherrn
Arnold von Dorstadt hier gegründet. Doch dessen Vollendung erlebte
er nicht mehr.
Die
Klosterinsassen vermehrten ständig ihren Besitz auf 3.000 Morgen Acker.
Doch 1327 war man gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen Land zu verkaufen.
1438 brannte der größte Teil des Klosters nieder und wurde neu
errichtet.
1543
wurde es im Zuge der Reformation(2) gezwungen, den evangelischen Glauben
anzunehmen.
Doch
bereits 1547 gelang es Herzog Heinrich von Braunschweig, das ihm
schon einmal gehörende Kloster zurück zu kaufen. Und die Nonnen wurden wieder katholisch.
1568
reformierte jedoch dessen Sohn Herzog Julius das Kloster erneut und die
verwirrten Nonnen wurden wieder evangelisch. Und das blieb so bis 1630.
Denn in diesem Jahr erwirkte der Erzbischof Ferdinand von Köln,
dass Dorstadt wieder der Diözese(3) Hildesheim
zugeordnet und somit wieder katholisch wurde.
Aber
nun durften die evangelischen Nonnen, ohne wieder katholisch werden zu
müssen, endlich gehen. Das Kloster blieb lange Zeit unbewohnt. Später
wurde es jedoch wieder nach und nach mit katholischen Nonnen „besetzt“.
1646 fielen bis auf den Kirchturm abermals
sämtliche Klostergebäude einem Großfeuer zum Opfer.
Zwischen
1680 und 1720 wurde es von Probst Wischmann im Stil
des Frühbarock(4)
neu errichtet. Das Klosterleben kehrte zurück.
Doch
1810 wurde es ein Opfer der von Napoleon verordneten Säkularisation(5) und wurde an den
Braunschweiger Bankier Wilhelm Löbbecke verkauft.
1919
brannten das Kloster und die Kirche wiederum ab. Das Kloster
wurde neu errichtet, die Kirche jedoch nicht. Ihre immer noch
beeindruckenden Überreste strahlen jedoch den geheimnisvollen Charme des
Vergangenen aus.
1947
brannte der Westflügel des Klosters aus und wurde 1983
mit einem Dachstuhl in der Form des Originals versehen.
Das Anwesen befindet sich noch
immer im Besitz der Löbbeckes.
Nur, dass ihr Name heute den adligen Zusatz „von“ beinhaltet. Das so
genannte Herrenhaus (oben links abgebildet), früher Sitz der Priorin(6), dient dem Eigentümer
als Wohnhaus. Das ehemalige Kloster (links) mit seinem sehenswerten Kreuzgang beinhaltet vermietete
Wohnungen. In den Stallungen befindet sich ein Museum mit vielen
Landwirtschaftsgeräten aus längst vergangenen Zeiten.
Unendlich
erscheint der sich hinter dem Herrenhaus befindliche
Gutspark mit seinem
idyllisch gelegenen Teich, auf dem sich die Enten tummeln. Die
ausgedehnten Rasenflächen lassen die von Löbbeckes kaum vom Sitz des Rasenmähers
kommen, wie uns die charmante Schwiegertochter des „alten“ von Löbbecke
erklärte (2002). Besitz verpflichtet. Besitz macht aber auch Arbeit.
Abschließend
noch ein Tipp: Anlässlich des „Tages
des offenen Denkmals“ ist das Anwesen zu besichtigen! Aber bitte vorher
erkundigen.
(1) Augustiner |
Zusammenfassende
Bez. für zahlreiche (männl. und weibl.) kath. Klostergenossenschaften, die nach der wohl auf Augustinus
zurückgehenden Augustinusregel (A.-Regel) leben. Zu den A. zählen die A.-Chorherren,
die A.-Eremiten. Bedeutende dt. Augustiner waren Luther, Abraham a
Sancta Clara, G.Mendel. |
(2) Reformation |
durch
Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jh., die zur Bildung
der protestantischen Kirchen führte. 2. Erneuerung, geistige Umgestaltung,
Verbesserung. |
(3) Diözese |
Amtsgebiet
eines katholischen Bischofs |
(4) Barock |
Kunststil
von etwa 1600 bis 1750 in Europa, charakterisiert durch Formenreichtum
und üppige Verzierungen. |
(5) Säkularisation |
Verweltlichung, Loslösung aus den
Bindungen an die Kirche. |
(6) Priorin |
Klostervorsteherin |
Und
nun geht es
heim. Bei Ohrum verlassen wir die B4 und fahren über Neindorf,
Klein – Denkte nach Groß-Denkte, am Rande der Asse. Zur Rechten dieses
schönen Höhenzuges gelangen wir über Mönche-Vahlberg zur ersten Station
unseres Ausfluges, Groß Vahlberg. Aber das Rittergut derer von
Münchhausen kennen Sie ja schon.
Wir
fahren noch einmal an dem auf der Höhe zu sehenden Galgenberg vorbei,
an dem...
Wir
werden wie immer von unserem Mariechen begrüßt. Und Sie? Übrigens unsere
kuriose, kleine Kirche wird Ihnen in Tour 6 unter Punkt 1 vorgestellt!
Für Berichtigungen oder Ergänzungen zu dieser
Tour sind wir jederzeit dankbar. Schicken Sie uns dann doch bitte eine
Nachricht.
Lust
auf mehr? Auf
dieser Partnerseite erfahren Sie alles über die Region zwischen Elm
und Asse.
1 Groß Vahlberg |
Rittergut
mit großem Park der Familie von Münchhausen. |
2 Klein Vahlberg |
Zwei Hügelgräber,
Meescheberg und Galgenberg. |
3 Hornburg |
Ein Kleinod mit
zahlreichen Fachwerkhäusern und einer Burg. |
4 Liebenburg |
Erst Burg, jetzt Schloss.
Und die St.-Trinitatis-Kirche. |
5 Lutter am
Barenberge |
Eine Burg und
der 30-jährige Krieg. |
6 Hainberg |
Hubertuskapelle
und die Bodensteiner Klippen. |
7 Wohldenberg |
Burgreste
mit Bergfried (Aussichtsturm) und die St.-Hubertus-Kirche. |
8 Schloss Oelber |
Das Schloss
derer von Cramm. |
9 Lichtenberg |
Eine ehemalige Burg
Heinrichs des Löwen. |
10 Gebhardshagen |
Eine der ältesten
Wasserburgen im Braunschweiger Land. |
11 Heiningen |
Ehemaliges
sanierungsbedürftiges Kloster mit sanierter Kirche. |
12 Dorstadt |
Ehemaliges Kloster,
restauriert und in Privatbesitz, mit Kirchenruine und Park. |