Unsere erste Tour beginnt in Oker bei Goslar und führt uns auf der B 498 durch das enge, wildromantische Okertal nach vorherigem Stopp in Romkerhall zur Okertalsperre.
Romkerhall bezeichnet sich als das kleinste Königreich der Welt. Auf dem Gelände des heutigen Wirtshauses und Hotels war im 19. Jahrhundert der Jagdsitz von Georg V., König des Königreiches Hannover, der auch 1862 den künstlichen Wasserfall anlegen ließ.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte im Harz eine Gebietsreform, bei der Romkerhall durch Versäumnisse keiner Gemeinde zugeordnet wurde.
Der neue Besitzer des gemeindefreien Gebietes nutzte im Jahre 1988 diese Gelegenheit, um Romkerhall mit seiner 6.000 qm großen Grundfläche zum "kleinsten Königreich der Welt" auszurufen. Als Begründung wurde angeführt, dass dieses Gebiet aufgrund seiner geschichtlichen Vergangenheit und der Gemeindefreiheit noch immer ein Territorium des ehemaligen Königreiches Hannover sei.
Das ehemalige, abgebrannte Zollhaus wurde neu errichtet und mit Türmchen versehen. Ein Schlösschen im Hinterhof vervollständigt angemessen das heutige Königreich. Aus dem Hausherrn, einem Frankfurter Architekten, wurde Herr Baron.
Mit der im Jahr 1923 geborenen Prinzessin und Herzogin Erina von Sachsen fand er auch eine eigens im Jahr 1988 hierfür inthronisierte Königin.
Diese konnte seitdem Barone und Grafen ernennen, Personen zu Rittern schlagen und ihren Lieferanten den Titel "Hoflieferant" verleihen.
In den letzten Jahren hat das kleine König aber viel von seinem Charm verloren. Im November 2009 hat die Firma Moneypenny Tours das Management und die Vermarktung des kleinen Königreichs übernommen.
Königin Erina
gab die Regierungsgeschäfte aus Altersgründen bereits vor einigen Jahren aus
der Hand und verstarb im Februar 2010 im Alter
von 88 Jahren. Solange die Nachfolge Ihrer
Majestät Königin Erina noch nicht geregelt ist, repräsentiert die vermutlich neue
Besitzerin Fürstin Susanne
Romkerhall. Fürst Stefan,
der Mann an ihrer Seite, wurde zum neuen
Statthalter ernannt.
Die Regierungsgeschäfte übernimmt angeblich der “Königliche
Orden der Ritter zu Romkerhall”, dessen
Vorsitz die Romkerhaller Fürstin innehalten soll. Der Orden wird sich für soziale
Projekte einsetzen. Die Einnahmen aus den Staatsgeschäften sollen nicht nur in
den Erhalt des Königreiches fließen, sondern es werden damit auch weltweit
soziale Projekte unterstützt.
Jedes Mitglied,
welches dem Orden beitritt, wird nach dessen Plänen in einer feierlichen Handlung im Romkerhaller
Königssaal zum Ritter geschlagen
und sich diesen Titel in den Pass eintragen lassen können.
Auch kann dann den Mitgliedern des Ordens für besondere Verdienste der Titel “Baron/Baronin”
und “Graf/Gräfin”
verliehen werden.
Inzwischen sind aber für Außenstehende aufgrund von Rechtsstreitigkeiten die Besitzverhältnisse sehr verworren. Mit etwas Vorsicht zu betrachtende Informationen über die derzeitige Lage finden Sie unter
http://www.koenigreich-romkerhall.eu/Harz.htm. (Stand 2011)
Der Vorläufer der heutigen Okertalsperre, der Große Juliusstau, war die größte deutsche Talsperre des 16. Jahrhunderts.
Sie stand rund 30 Meter vor der heutigen
Oker-Hauptsperrmauer. Hier ließ bereits um 1570 Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel eine
Stauanlage errichten, um Brenn- und Bauholz okerabwärts in seine
Residenzstadt Wolfenbüttel zu flößen. Die später der Große Juliusstau
genannte “Floßschleuse” war ein doppelstöckiges Steinkistenwehr, bei dem
auf jeder Seite der Oker eine im Grundriss dreieckige“ Kiste” aus Baumstämmen
hergestellt wurde, deren hinteren Teil ein zusätzliches Stockwerk überragte.
Diese Kisten waren mit Sand, Schotter und Fels gefüllt und durch eingestopftes Moos gedichtet. Auf jeder Seite des
unteren Teils befand sich ein Durchlass, der mit einer Holztafel
geschlossen oder geöffnet werden konnte. In dem höher aufragenden Teil lag
zwischen den
Steinkisten eine weitere aufziehbare Holztafel. Durch Freigabe dieser
drei Öffnungen konnte ein kleines,
künstliches Hochwasser erzeugt werden, mit dem das Holz talwärts
geschwemmt werden konnte.
Der Große Juliusstau war 17 Meter hoch und 49 Meter breit. Das entspricht heute einem fünfstöckigen Wohnhaus mit Flachdach. Der Stausee hatte eine Länge von 1320 Metern.
1573/74 wurde bei Gemkental eine weitere Flößschleuse, der Kleine Juliusstau, errichtet. Er war von gleicher Bauweise. Seine Höhe betrug gut 10 Meter und seine Breite 57 Meter. Beide Anlagen sind vermutlich am 15. Juni 1579 durch ein sehr großes Hochwasser zerstört worden.
1956 wurde die heutige Okertalsperre fertig gestellt. Der Stau begann. Die beiden Waldarbeitersiedlungen Unter- und Mittelschulenberg, im südlichen Teil der Talsperre gelegen, wurden gewollt überflutet. Deren Bewohner wurden in das heutige Schulenberg umgesiedelt.
Die Talsperre dient in erster Linie dem Hochwasserschutz und Niedrigwasserausgleich. Ein 7,5 km langer Stollen verbindet sie mit der Granetalsperre, die ausschließlich für die Abgabe von Trinkwasser bis nach Bremen und Wolfsburg genutzt wird.
Nahe Romkerhall befindet sich ein Spitzenkraftwerk, das über einen Druckstollen für die Erzeugung von elektrischem Strom mit Wasser beschickt wird.
Die Talsperre fasst bei vollem Stau 47,6 Mio. cbm Wasser und hat dabei einen Wasserspiegel in der Größe von 230 ha und ist somit das größte Staubecken im Westharz.
Die Bogengewichtsstaumauer ist 260 Meter lang 67 Meter hoch. An der Sohle hat sie eine Stärke von 19 Metern und verjüngt sich bis zur Krone auf 9 Meter. Bei Vollstau ragt diese lediglich 1,60 Meter über die Wasserfläche hinaus.
Zur Hochwasserentlastung wird durch acht so genannte Heberanlagen das Wasser abgesaugt und in das unterhalb der Mauer befindliche "Tosbecken" über eine sprungschanzenähnliche Vorrichtung abgeleitet.
Nach soviel Technik sollten wir jetzt einen Abstecher zu dem Cafè Muhs in Schulenberg , das heute den früheren Bewohnern einplanen, um von dort bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen den herrlichen Panoramablick über die Talsperre zu genießen.
Zurück fahrend biegen wir nach rechts auf die die Talsperre überquerende Brücke ab und fahren über Altenau zum Torfhaus, von dem man einen herrlichen Ausblick auf den Brocken hat.
Zu DDR-Zeiten ein für uns bedrückender Moment, denn man schaute in ein fremdes Land, so nah und doch so fern.
Auf der B 4, die leider zu einer Schnellstraße ausgebaut wurde und nichts mehr von ihrem früheren Charme einer Bergstraße hat, fahren wir hinab ins Tal, vorbei am rechts gelegenen, künstlich angelegten Radauer Wasserfall, Richtung Bad Harzburg.
Aber aufgepasst, halten Sie bitte die Geschwindigkeitsbeschränkungen ein. Wenige hundert Meter vor dem Radauer Wasserfall und unmittelbar vor Bad Harzburg befinden sich fest installierte "Starenkästen".
Aber fahren Sie bitte nicht immer nur „vorbei“. Anhalten, aussteigen und die Gegend genießen. Nur so lernt man die oft raue Schönheit des Harzes kennen.
Anmerkung: Durch das Überfahren der Bilder mit dem Cursor entdecken Sie weitere dort hinterlegte Hinweise und Erläuterungen.
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